Hildegard Hammerschmidt-Hummel - Homepage
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Aktualisiert: 26. August 2013 / updated: 26 August 2013

William Shakespeare: Die authentischen Bildnisse (in Vorbereitung)

 

[William Shakespeare: The authentic Images (under Preparation)]


b. Berichterstattung im Zusammenhang mit den Echtheitsnachweisen für die Shakespeare-Porträts ‘Chandos’ und ‘Flower’ sowie die Darmstädter Shakespeare-Totenmaske in den Jahren 1995, 1996 und 1998 / Reports on the proofs of authenticity concerning the Chandos portrait, the Flower portrait and the Darmstadt Shakespeare death mask in the years 1995, 1996, 1997 and 1998


 

Rotraut Hock, „Shakespeare saß Modell. Forscherin erkennt eine Büste des Dramatikers als direktes Abbild“, Allgemeine Zeitung Mainz (28. Oktober 2005)

Legenden sind zählebig. So taucht auch ... immer wieder einmal das Gerückt auf, einen gewissen William Shakespeare, Schauspieler, Dramatiker und Theaterleiter, habe es nie gegeben. Ein anderer sei der Urheber des umfangreichen Werkes - oder gar mehrere? Der Phantasie waren da keine Grenzen gesetzt. Für Hildegard Hammerschmidt-Hummel aber, Shakespeare-Forscherin an der Mainzer Universität, ist der reale englische Dramatiker aus der zweiten Hälfe des 16. Jahrhunderts phantastisch genug. Mehr als ein Rätsel hat die Professorin schon gelöst, - kryptische Teststellen entschlüsselt, Zusammenhänge historisch eingeordnet, Personen identifiziert. Jetzt will sie auch zeigen, wie der reale Shakespeare ausgesehen hat. Es geht um eine überlebensgroße Büste, die im 19. Jahrhundert in englischem Privatbesitz aufgetaucht ist und von der Forschung auf das 18. Jahrhundert datiert wurde ... Wie dann aber ein so unverwechselbarer, realistischer Gesichtsausdruck entstehen konnte, noch dazu mit ganz speziellen Krankheitsmerkmalen - das ließ die Mainzer Professorin nicht ruhen.

Sie bat Fachleute um Hilfe -

Forschung heute

Kriminaltechniker vom BKA, Radiologen, Pathologen, Augenärzte, Physiker, Bildvermessungsingenieure und Kunstexperten. Da sie die empfindliche Büste nicht ins Hospital zu einem Computertomographen transportieren durfte, lieh ihr ein Sponsor einen tragbaren Laserscanner für diese Untersuchung.

Alle bekannten authentischen Bildnisse des Dichters, vor allem auch die echte, in Darmstadt aufbewahrte Totenmaske, wurden zu akribischen Vergleichen herangezogen. Und so kam Hildegard Hammerschmidt-Hummel mit allen Helfern zuletzt zu dem einmütigen Ergebnis: Der Bildhauer, der diese eindrucksvolle Skulptur angefertigt hat, muss einem Lebenden gegenübergesessen haben, - er hat William Shakespeare „direkt in die Augen gesehen“.

Das Bildnis bestätigt nicht nur zeitgenössische Quellen, wonach der Dichter ein gut aussehender und stattlicher Mann gewesen sei, es beweist auch, dass er lange Zeit von einer schweren inneren Krankheit gezeichnet war, die wohl auch in seinem 52. Lebensjahr zum Tode geführt haben dürfte. So manche Textstelle werde man im Lichte dieser Erkenntnis vielleicht neu bedenken müssen, meint die Forscherin.

„Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares“ heißt ihr neues Buch, das im kommenden Frühjahr erscheinen wird und mit reichem Bildmaterial die einzelnen Schritte der Untersuchungen und Beweisführungen ausführlich dokumentiert.

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„BKA sorgt für Gewissheit. Shakespeare-Büste authentisch“, n-tv.de, Newsletter (16. Oktober 2005).

Eine Mainzer Forscherin will nach eigenen Angaben die Echtheit einer Shakespeare-Büste aus der Lebenszeit des Dichters nachgewiesen haben. Das Bildnis befindet sich in englischem Privatbesitz und war zunächst für nicht authentisch gehalten worden. Unter anderem mit Hilfe von Medizinern und Experten des Bundeskriminalamtes habe nun bewiesen werden können, dass William Shakespeare (1564-1616) dem Künstler sogar selbst Modell gesessen haben müsse, sagte Hildegard Hammerschmidt-Hummel, Professorin an der Johannes Gutenberg-Universität. „Die Gesichtszüge werden so präzise und lebensgetreu wiedergegeben, dasss daran kein Zweifel besteht.“

Entscheidend für die Identifizierung seien unter anderem Spuren, die mehrere Krakheiten in Shakespeares Gesicht hinterlassen hätten. Dazu zähle ein Tumor am Auge und eine Schwellung auf der Stirn. „Zu der Entstehungszeit der Büste war es üblich, die Menschen naturgetreu zu porträtieren“, sagte Hammerschmidt-Hummel. Als Vergleich habe ihr unter anderem ein Porträt-Stich des Dichters gedient, welcher zweifelsfrei echt sei. Ein Bild der untersuchten Büste soll erst im kommenden Jahr veröffentlicht werden.

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„Shakespeare-Büste laut Mainzer Forscherin echt“, Der Standard (14. Oktober 2005).

Text nahezu gleichlautend mit n-tv.de, Newsletter.

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„Mainzer Forscherin: Echtheit von Shakespeare-Büste jetzt bewiesen“, Kölner Stadt-Anzeiger (14. Oktober 2005).

Text nahezu gleichlautend mit n-tv.de, Newsletter.

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dpa - 23. August 2004 - Wissenschaft/Literatur - Mainzer Forscherin findet neues Shakespeare-Bildnis

 Mainz/Darmstadt (dpa) - Eine Mainzer Shakespeare-Forscherin will ein neues, zu Lebzeiten entstandenes Bildnis des englischen Dichters entdeckt haben. Ein Vergleich mit der in Darmstadt aufbewahrten Totenmaske Shakespeares soll im Herbst die Echtheit der Büste beweisen. Sie habe die Büste bereits 1998 in England untersucht, sagte die Anglistin Hildegard Hammerschmidt-Hummel am Montag der dpa.

Erste wissenschaftliche Untersuchungen hätten ihre These gestützt, dass es sich um ein echtes Shakespeare-Bildnis handelt, das bislang nicht als solches erkannt worden war. Wo die Büste aufbewahrt wird, will Hammerschmidt-Hummel erst preisgeben, wenn im nächsten Jahr ihr Buch über Shakespeare-Bildnisse erscheint.

Die Darmstädter Totenmaske und die Büste sollen mit Hilfe der Computertomographie verglichen werden. Die Totenmaske wurde nach Angaben des Klinikums Darmstadt bereits Anfang August im Computer dreidimensional vermessen. Ihre Echtheit gilt inzwischen als unumstritten. Mit einem baugleichen Tomographen soll später die Büste in Großbritannien bearbeitet werden.

Eine Reise der Totenmaske nach England oder der Büste nach Darmstadt sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich, berichtete Hammerschmidt-Hummel. Allein der zwei Stunden dauernde Transport des Gesichtsabdruckes von der Darmstädter Hochschulbibliothek ins Klinikum habe «gewaltige Sicherheitsvorkehrungen» erfordert.

Translation

 

Auszug aus dem Artikel “Shakespeare im Computertomographen” von Annette Krämer-Alig, Darmstädter Echo (23. August 2004):

“In der Röhre”: Professor Bernd Kober, Direktor des Instituts für Radioonkologie und Strahlentherapie an den Städtischen Kliniken, leistet Hildegard Hammerschmidt-Hummel medizinischen Beistand bei der Auswertung der Ergebnisse. ...

Darmstadt. Der Krimi um die Darmstädter Shakespeare-Totenmaske ist auch nach einem Jahrzehnt noch längst nicht an seinem letzten Kapitel angekommen. Im Gegenteil, es wird gerade wieder richtig spannend.

Das sagt jedenfalls die Mainzer Shakespeare-Forscherin Hildegard Hammerschmidt-Hummel. Sie hat die Gipsmaske [Shakespeares] ... Anfang August im Darmstädter Klinikum im Computertomographen (CT) röntgen lassen - um mit den Aufnahmen den äußeren Umrisss des vorderen Kopfes wissenschaftlich genau festzuhalten und dann im Computer dreidimensional darzustellen.

Ziel der Aktion war es, den Vergleich der ... Darmstädter Maske mit einer einer von ihr [Hammerschmidt-Hummel] neu entdeckten Büste in England möglich zu machen.

...

Rund zwei Stunden war die Totenmaske dafür unterwegs: in Sicherheitsverpackung und Begleitung des Chefrestaurators der Landes- und Hochschulbibliothek, Bernd Becker.

Die Maske war zudem vorsorglich kurzzeitversichert, auch die Polizei wusste von demTransport ....

Schon der aufwendige Transport zeigt, dass die Darmstädter Maske nun ohne Diskussion als echtes Shakespeare-Porträt gewertet wird. Dafür spricht auch der Grund für den Transport:

Hammerschmidt-Hummel will in einem naturwissenschaftlich abgesicherten Vergleich die Totenmaske zum Ausgangspunkt für den Vergleich mit der neuen Büste nehmen. ...

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Auszug aus dem Artikel “Vom BKA zur Städtischen Klinik - Shakespeare und die moderne Technik” von Annette Krämer-Alig, Darmstädter Echo (23. August 2004):

Die Computertomographie-Aufnahmen der Darmstädter Shakespeare-Totenmaske und der neuen britischen Büste gehören zu den letzten Schritten vor der Publikation eines neuen, ihre Forschungen zusammenfassenden Buches, das 2005 oder 2006 herauskommen soll, sagt die Mainzer Shakespeare-Forscherin Hildegard Hammerschmidt-Hummel. ...

Während man auch im 20. Jahrhundert lange davon ausging, dass kein authentisches Porträt Shakespeares (1564-1616) existiere, ... erklärt Hammerschmidt-Hummel ... dass sowohl zwei Porträtbilder als auch die Darmstädter Totenmaske den wahren Shakespeare zeigen.

Ihre Beweise für die Authentizität hat sie mit naturwissenschaftlichen Verfahren erbracht: Unter anderem untersuchte das Bundeskriminalamt 1995 die von Hildegard Hammerschmidt-Hummel als echt vermuteten Bilder und Skulpturen mit dem Trickbild[differenz]verfahren und dem konventionellen Bildverfahren und fand mehr Übereinstimmungen heraus, als für jede kriminalistische Übereinstimmung nötig gewesen wäre. Dann wurde 1997 die Darmstädter ... [Maske] an der Darmstädter Technischen Universität der Photogrammetrie unterzogen.

Wichtigste Ergebnisse der Untersuchungen sind Bilder ... der Krankheit, an der Shakespeare gelitten haben soll und das alle als echt bezeichneten Abbilder zeigen ....

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Auszug aus der Buchveröffentlichung des amerikanischen Kulturwissenschaftlers Professor Douglas Galbi: Sense in Communication (2004), “C. Epiphany, or What You Will” [www.galbithink.org] vom 14. Januar 2004:

“In 1966, x-ray imaging of a portrait inscribed ‘Willm Shakespeare 1609’ revealed that it was painted over an image of Mary with the child Jesus and John the Baptist. [98] The images are on a relatively small elm panel. [99] The image of Mary was probably painted early in the sixteenth century, or perhaps in the second half of the fifteenth century. The style seems to be of central Italian Origin. The overlaid portrait of Shakespeare has been commonly thought to be an eighteenth-century forgery visually inspired by the engraved portrait of Shakespeare on the title page of the First Folio of 1623. The artifact’s well-attested history dates only to 1892, and its reported provenance extends only to 1840. [100] Since portraits claimed to be of Shakespeare, like persons asserted to be Shakespeare, are wearyingly numerous, one might despair of engaging reason or faith. Instead of struggling to make sense of this doubled image, one might be tempted just to play with words: ‘Reader look, Not on his Picture, but his Book.’ [101]

The full sense of what Shakespeare communicates requires, however, appreciation for the living human person in a way that goes beyond words or discourse. Shakespeare had a human face. Scientific knowledge developed in the field of law enforcement for indentifyiing human faces indicates that the portrait inscribed ‘Willm Shakespeare 1609’ is an authentic portrait of him. [102] As a living human person, Shakespeare was vulnerable to disease. To an attentive eye informed by the best current medical expertise, images of Shakespeare suggest that he suffered from a disorder of the lacrimal glands, a fine caruncular tumor in the left eye, and a disease indicated on the forehead. These diseases appear in the portrait ‘William Shkaespeare 1609’ [103] Overall, the evidence suggests that this portrait depicts William Shakespeare towards the end of his life.”

[102] [Hildegard] Hammerschmidt-Hummel, [“What did Shakespeare look like? Authentic Portraits and the Death mask. Methods and Results of the Tests of Authenticity”, Symbolism 1 New York: AMS, 2000), pp. 41 - 79. With 25 Illustrations in black and white,] pp. 52-3. Hammerschmidt-Hummel has done extensive study of images of William Shakespeare. Her work, most of which is in German, seems to be underappreaciated in English language scholarship. Her work is the basis for this paragraph.

[103] Id. p. 53-4, 57.

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Auszug aus dem Bericht von Astrid Ludwig, “Des Dichters Abbild aus Gips liegt in einer alarmgesicherten Vitrine. Die Stadt Darmstadt besitzt Shakespeares Totenmaske / Jahrhunderte währender Diskurs über Echtheit oder Fälschung”, Frankfurter Rundschau (7. November 2002):

“Er gilt als der bedeutendste Dichter und Dramatiker. Über seine wahre Identität und die seiner Bildnisse wird seit Jahrhunderten gestritten: William Shakespeare. Seine Totenmaske gehört der Stadt Darmstadt. Doch weil die Echtheit der Maske seit Jahrhunderten in Zweifel gezogen wurde, lag das Abbild aus Gips von womöglich unschätzbarem Wert für viele Jahre in der Landes- und Hochschulbibliothek im Schloss hinter verschlossenen Türen. Das soll sich ändern.

DARMSTADT. Dem Dichter fehlt ein Stück der Nase. Seit wann genau und woher der Nasenstüber stammt, weiß der leitende Bibliotheksdirektor George Nolte-Fischer nicht zu sagen. Auf seinem großen Konferenztisch im Schloss steht des Poeten Totenmaske, auf deren Rückseite das Todesdatum Shakespeares, 1616, eingeritzt ist. Werner Wegmann, Bibliotheksoberrat, hat das kostbare Stück aus den gesicherten und alarmgeschützten Vitrinen der Bibliothek geholt. [...] Die Maske gehört der Stadt Darmstadt und lagert in der Sammlung der Landesbibliothek. [...] Die Bibliothek plant [...] wieder eine Dauerausstellung in gesicherten Räumen und ‘dann denken wir daran, unsere Schätze auch der Öffentlichkeit zu zeigen’ [Nolte-Fischer]. Dazu gehört die Maske des großen Dichters zweifellos.

Ganze Regale und Aktenordner füllen die Diskussion und schriftlichen Abhandlungen über die Frage der Authentizität des Gips-Abdruckes, sagt Bibliotheksoberrat Werner Wegmann. Die Wiesbadener Anglistin und Professorin an der Uni Mainz, Hildegard Hammerschmidt-Hummel, ist überzeugt, dass die Stadt Darmstadt mit der Maske ein wahres Stück des Dichters und die ‘Überreste seiner leiblichen Gestalt’ in Händen hält. Jahrelang hat die Wissenschaftlerin geforscht und der Herkunft und Echtheit des Bildes nachgespürt. Zum Teil mit geradezu kriminalistischem Spürsinn.

So schaltete sie etwa 1995 Experten des Bundeskriminalamtes ein, die die Maske mit professionellen Methoden mit der Grabbüste des Dichters in der Kirche von Stratford-upon-Avon verglichen. Grabbüsten wurden damals als detailgetreues Abbild der Totenmasken geschaffen. Das BKA wendete dabei ein Trickbilddifferenzverfahren an, eine computergestützte Fotomontage, die die Gesichtszüge- und Hälften beider Objekte miteinander vergleicht. Außerdem wurde ein kriminaltechnischer Bildvergleich angestellt, der die morphologischen Übereinstimmungen der Gesichter prüfte. Ergebnis: Die dargestellten Männer sind identisch. Beide Verfahren wandte das BKA auch auf die drei weltbekannten Bildnisse Shakespeares an: Die nach ihren Besitzern Chandos und Flower benannten Gemälde sowie einen Stich von Martin Droeshout. Auch hier war das Ergebnis verblüffend: 17 Übereinstimmungen wurden festgestellt. Die Experten urteilen zusammenfassend, ‘dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um ein und dieselbe Person handelt’.

Hammerschmidt-Hummel hatte zudem eine kleine Schwellung am linken Auge des Dichters entdeckt, die von Medizinern als eine seltene Erkrankung der Tränendrüse und möglicherweise als Todesursache diagnostiziert wurde. Von ihr in Auftrag gegebene medizinische Gutachten bestätigen, dass diese Erkrankung auch bei der Totenmaske und den Gemälden sichtbar ist. Die Wiesbadenerin sieht die Identität der Maske geklärt und findet mittlerweise auch Anerkennung bei prominenten englischen Shakespeare-Forschern wie John Russell Brown.

[...]

Der deutsche Medizin-Professor und Totenmasken-Experte Michael Hertl bestätigt die Anglistin. In seiner neusten Buchveröffentlichung im Thorbecke Verlag zur Buchmesse 2002 hält er fest, ‘dass die Darmstädter Totenmaske ein getreues Abbild des toten Dichters ist’.”

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Auszug aus der Monographie des Mediziners und Totenmasken-Experten Professor Dr. med. Michael Hertl, Totenmasken. Was vom Leben und Sterben bleibt (Stuttgart: Jan Thorbecke Verlag, 2002):

Einzelne Totenmasken und ihre Besonderheiten

Frage der Identität: Ist dies wirklich William Shakespeare?

“William Shakespeare (1564-1616, der Dichter von 38 Dramen, 154 Sonetten und einer Handvoll kleinerer Dichtungen: Seit 1995 können wir überzeugt sein, sein authentisches Porträt zu besitzen. Es ist seine Original-Totenmaske (Abb. 73). Sie befindet sich im Besitz der Stadt Darmstadt und wird in der dortigen Hochschul- und Landesbibliothek aufbewahrt. Der Weg der Beweise war lang, zuletzt musssten kriminaltechnische Methoden und Kriterien medizinischer Beurteilung helfen; die Kette ist nun geschlossen.

[...]

[...] die Anglistin Hildegard Hammerschmidt-Hummel [stellte] 1995 von neuem die Frage nach Shakespeares Aussehen [...]. Sie ging aus von den Bildnissen und bezog dann die Totenmaske ein. Sie sicherte sich die Zusammenarbeit mit Sachverständigen beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden und zog auch einige medizinische und ausdruckspsychologische Fachgutachter heran. Im kriminaltechnischen Bildvergleich wurden die Gemälde von Chandos und Flower sowie der Stich von Droeshout auf morphologische Übereinstimmung und Abweichung untersucht. Man kam auf allen drei Porträts zu 17 übereinstimmenden morphologischen Merkmalen und fand keine Abweichungen.

[...]

Die Frage der personalen Identität auf den verschiedenen Porträtdarstellungen entschied mit eleganter Überzeugungskraft das Trickbilddifferenz-Verfahren [des Bundeskriminalamtes], eine computergestützte Fotomontage. Es zeigte den harmonischen Übergang zwischen Gesichtshälften auf unterschiedlichen Vorlagen, die sich so als passend ergänzen ließen: zwischen den Gemälden, zwischen Gemälden und Totenmaske, und, was hier besonders interessiert, zwischen Totenmaske und Grabmalbüste (Abb. 74).


[Bildunterschrift Abb. 74]: “William Shakespeare. Identitätsbeweis seiner Totenmaske (linke Bildhälfte) mit der Grabmalplastik (rechte Bildhälfte). Bundeskriminalamt Wiesbaden.”

Die Darmstädter Totenmaske ist [...] ein getreues Abbild des toten Dichters.

[The Darmstadt Shakespeare death mask is [...] a true likeness of the dead bard.]”

***

Auszug aus dem Bericht des Journalisten Oliver Nieder, “Geschwollenes Auge als Beweis für Echtheit. Tränendrüse gab den Ausschlag: Shakespeare-Expertin setzte weltweiten Medienrummel in Gang”, Mainzer Rhein-Zeitung (29. April 1998):

Forschung Made in Mainz

“MAINZ. Es geschah an einem Abend im Frühjahr 1995. Die Shakespeare-Expertin Hildegard Hammerschmidt-Hummel betrachtete zwei der bedeutendsten Bilder des großen Dramatikers, deren Echtheit bis dahin umstritten war. Dabei fiel ihr auf beiden Abbildungen eine starke Schwellung am linken Oberlid auf. Die Entdeckung ließ sie nicht mehr ruhen, und einige Tage später vereinbarte die Wissenschaftlerin einen Termin beim Chefarzt der Wiesbadener Augenklinik.

Damit setzte sie einen Disput in Expertenkreisen und einen weltweiten Medienrummel in Gang. Denn die Mediziner bestätigten per Gutachten, daß die Symptome krankhaft waren. Die Diagnose: eine Erkrankung im Bereich der Tränendrüsen und eine tumorartige Schwellung an der Tränenwarze. Hammerschmidt-Hummel gelang damit der Beweis, daß es sich bei den beiden Werken um echte Bildnisse handelt, für die der Hamlet-Schöpfer Porträt gesessen haben muß.

Das Bundeskriminalamt bestätigte die Erkenntnisse. Die BKA-Experten verglichen mit kriminaltechnischen Methoden die Porträts mit einem Stich Shakespeares in der ersten Werkausgabe von 1623. ’17 übereinstimmende Gesichtsmerkmale und keine Abweichungen’, lautete das Ergebnis. Für die Mainzer Wissenschaftlerin war dies der endgültige Beweis dafür, daß es sich bei den Porträts um authentische Abbildungen handelt.

Doch es kam noch besser: Mit den gleichen Methoden ließ die Forscheirn im BKA die umstrittene Totenmaske Shakespeares analysieren, die in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek aufbewahrt wird. Zum Vergleich zogen die Kriminalisten die Grabbüste in der Kirche zu Strataford-upon-Avon heran. Der erneute Coup: Auch die Maske stimmte in ihren Gesichtsabmessungen mit der Büste überein. Die Maske war sogar [...] Vorlage für die Büste - damals eine übliche Vorgehensweise. Nun hat das Museum in Darmstadt ein Problem: ‘Der Wert der Maske ist extrem gestiegen, und das erfordert entsprechende Sicherheitsvorkehrungen..’

[...] Mit den britischen Experten, die den Ergebnissen zunächst skeptisch gegenüberstanden, arbeitet Hammerschmidt-Hummel inzwischen eng zusammen.

[...]

Die Philologin will auch künftig die Geheimnisse um die Gesichtszüge des Dichtergenies lüften. So lassen zum Beispiel die Totenmaske und eines der als authentisch erkannten Porträts an derselben Stelle der Stirn eine Schwellung erkennen. ‘Ein Dermatologe [Prof. Dr. med. Jost Metz] und ein Pathologe [Prof. Dr. med. Hans Helmut Jansen] haben anhand der Maske [und der Porträts] Diagnosen gestellt, die auf eine innere Erkrankung des Schriftstellers schließen lassen.’ Mit Spekulationen über die Todesursache will sich die Expertin zurückhalten. ‘Es könnte aber ein Grund für den eigentlich unverständlichen [vorzeitigen] Rückzug des Dramatikers aus der Weltstadt London in das ländliche Stratford gewesen sein’.”

“[Bildunterschrift] Der Krankheit des großen Dichters auf der Spur: Professorin Hildegard Hammerschmidt-Hummel mit Shakespeare-Totenmaske und neben Shakespeare-Porträt [Flower-Porträt]. Foto: Wolfgang Reuter”

“NAMHAFT [Hildegard] Hammerschmidt-Hummel studierte Anglistik, Amerikanistik, Geschichte und Politik in Marburg. Sie habilierte sich 1977 und absolvierte Gastprofessuren im In- und -Ausland. Unter anderem arbeitete sie als Leiterin des Kulturreferats am deutschen Generalkonsulat in Toronto. Seit 1982 lehrt sie [wieder] am Seminar für Englische Philologie der Mainzer Uni.”

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Auszug aus dem Bericht des englischen Wissenschaftskorrespondenten (Science Correspondent) Steve Connor, “Germans put a face to Shakespeare”, The Sunday Times (15 March 1998):

“A LONG-RUNNING debate over what William Shakespeare really looked like may finally have been resolved. German academics have uncovered new evidence which they say proves the authenticity of the bard’s death mask.

Scientific analyses of the mask has revealed that it bears f a c i a l m a r k s t h a t c a n b e matched with busts and portraits of Shakespeare completed after his death. The academics believe one of the busts [the Stratford bust] may have been based on the mask.

The death mask, which first appeared in Germany in the 19th century and was dismissed as a fraud by English scholars, could now become the best true likeness of the bard if the research, to be published in the next few weeks, is accepted by Shakespearian experts.

Hildegard Hammerschmidt-Hummel, professor of English at Mainz University, who has studied the death mask since 1995, said: ‘We did not have a s i n g l e a u t h e n t i c i m a g e of Shakespeare but now all of a sudden we do have an accurate likeness of the bard.’

Scientists working at the Technical University of Darmstadt used a photographic technique for measuring three-dimensional surfaces to build up an accurate model of the face of the death mask.

They performed the same technique on a marble copy of a bust of Shakespeare [Stratford bust] kept at Charlecote park in Warwickshire. The original version of the bust, kept in the Holy Trinity Church at Stratford-upon-Avon, w a s d a m a g e d and repaired over time [...].

However, analysis of the Charlecote Park bust detected three small swellings on the nasal corner of the left eye. These could be matched with three barely detectable marks in exactly the same position within the death mask.

The original limestone bust at Stratford does not have the s w e l l i n g s . Hammerschmidt-Hummel said they were probably removed either when the bust was damaged or during its renovation. This must have occurred after the swellings had been faithfully copied by the sculptor of the Charlecote Park bust, she said. The swellings were evidently not yet missing when Gheerart Janssen, the sculptor, fashioned the Stratford bust using the death mask as his model.

F u r t h e r e v i d e n c e o f t h e m a s k ‘ s a u t h e n t i c i t y comes from a forensic comparison of its facial dimensions with two portraits of Shakespeare [...]. One painting was given to the National Portrait Gallery [...] in the mid-19th century. The other was donated by the wife of Charles Flower 50 years later to the Royal Shakespeare Theatre trust [at Stratford].

Hammerschmidt-Hummel said the forensic analysis found a good match between the two portraits, an engraving of Shakespeare [in the first folio edition of 1623], the original Stratford bust and the death mask. She is certain that they all depict the same man - William Shakespeare.

The detailed analysis of the d e a t h m a s k h a s r e v e a l e d another swelling in the upperleft eyelid that can also be seen in the Chandos and Flowers portraits. The swelling may have been caused by a rare form of cancer that attacks the t e a r g l a n d s , according to Professor Walter Lerche, head of the Horst-Schmidt eye clinic in Wiesbaden. ‘This could be the reason for his death,’ he said.

Although it is known that Shakespeare died in 1616 at the age of 52, there was - until now - no evidence that a death m a s k w a s t a k e n o f h i m . Hammerschmidt-Hummel said this was because keeping death masks was not considered important.

‘There were used solely as aids for the sculptor. In general they did not represent any value in themselves - rather, quite the reverse. The tended to be avoided, and that is why death masks were often lost,’ she said. [...]”

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Auszug aus dem Bericht des deutschen Journalisten Jan Kanter, “Angst vor der Zerstörung eines Mythos. Wissenschaftler beweisen Echtheit der Totenmaske Shakespeares - und stoßen damit auf Widerstand”, Die Welt am Sonntag (31. März 1998):

Berlin- Drei kleine Knubbel können eine der längsten und heftigsten Diskussionen der akademischen Welt endgültig beenden. Die Erhebungen - Symptome einer seltenen Krebsform - fand die Wissenschaftlerin Hildegard Hammerschmidt-Hummel auf einer Totenmaske des englischen Dichters William Shakespeare.

“Seit Jahren versucht die Anglistin nachzuweisen, daß die Maske, die sich heute im Darmstädter Schloß befindet, wirklich ein Abbild des großen Dichters ist. Jetzt ließ sie die Totenmaske und eine als authentisch geltende Marmorkopie der Sandsteinbüste von Stratford-upon-Avon von Darmstädter Wissenschaftlern photogrammetrisch vermessen. Das Ergebnis: Beide haben am linken Auge, nahe der Nase, jene drei kleinen, kaum wahrnehmbaren Erhebungen. Außerdem sind diese Schwellungen auf zwei Porträts von William Shakespeare zu sehen, die ebenfalls [seit 1995] als authentisch gelten.

Die neueste Untersuchung ist nicht der einzige Beweis, den Hammerschmidt-Hummel vorlegte. Sie ließ die Maske vom Bundeskriminalamt untersuchen, [... das] mit Identifizierungsverfahren feststellte, daß es fünf ‘wichtige morphologische Übereinstimmungen’ zwischen Büste und Maske gibt. Außerdem ließ sie die Büste von Dermatologen und Pathologen auf das Krankheitsbild hin untersuchen.

Obwohl die Literaturwissenschaftlerin immer wieder exakte Wissenschaften für ihre Beweisführung heranzieht, wurde die Echtheit der Totenmaske auch in jüngster Zeit angezweifelt. Darüber hinaus geistern seit Jahrzehnten Thesen durch die akademische Welt, Shakespeare wäre gar nicht der Verfasser seines Werks. Dramen und Sonette gehen - so die Theorien - wahlweise auf Francis Bacon, Elizabeth I. oder den englischen Adligen Edward de Vere zurück.

‘Das liegt nur daran, daß im 19. Jahrhundert, als die Quellenlage nicht so gut war, jemand an der Existenz Shakespeares gezweifelt hat’, erklärt Hammerschmidt-Hummel den aus ihrer Sicht unseligen Disput. Die meisten dieser Theorien haben, so Experten, den Nachteil, daß sie noch schwerer zu beweisen wären als die Urheberschaft Shakespeares, und werden daher von der Fachwelt kaum noch ernstgenommen.

[...]

Die Debatte über Shakespeare und sein Werk entflammte in früheren Zeiten auch deshalb, weil der Dichter am Vorabend der puritanischen Zeit lebte, die durch einen blutigen Bürgerkrieg eingeläutet wurde. Die Auseinandersetzungen um die genuß- und kunstfeindlichen [... Puritaner] um Oliver Cromwell, die auch den Theaterbesuch verdammten, wütete ausgerechnet in Zentralengland am heftigsten, dort, wo Willliam Shakespeare lebte. Viele Zeugnisse überlebten diese Zeit nicht, so Hammerschmidt-Hummel. Die nur spärlich bezeugte Existenz eines Genies nährte unmittelbar nach seiner ‘Wiederentdeckung’ Mitte des 18. Jahrhunderts Zweifel.

Den Grund, weshalb auch ernstzunehmende Wissenschaftler an der Existenz eines Abbilds Shakespearesn zweifeln, sieht Hammerschmidt-Hummel in der menschlichen Natur: Ihre Erkenntnisse ‘zerstören einen Mythos, der besagt, daß uns Shakespeares Aussehen - ähnlich dem einer Gottheit - für immer verborgen bleiben muß’.”

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Auszug aus dem Bericht des deutschen Wissenschaftsjournalisten Günther Stoll, “Shakespeare oder nicht Shakespeare?”, Damals [Vereinigt mit dem Magazin Geschichte] (September 1996):

Mit forensischen und medizinischen Methoden versucht eine Wissenschaftlerin aus Mainz, die Echtheit einer Totenmaske zu beweisen, die Shakespeare darstellen soll.

[...] Wie läßt sich die Echtheit einer Totenmaske belegen? Es ist naheliegend, die Gesichtszüge der Maske mit den auf Kunstwerken dargestellten Gesichtsmerkmalen Shakespeares zu vergleichen. [...]

Hildegard Hammerschmidt-Hummel, Professorin für englische Philologie an der Universität Mainz, befaßte sich mit der Echtheitsproblematik der Maske und wandte sich erstmals an das Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Den Beamten stehen verschiedene Verfahren des Bildvergleichs und der computerunterstützten Bildauswertung zur Verfügung, mit denen Porträts, Büste und Totenmaske verglichen werden konnten. Die Ergebnisse waren bemerkenswert. Die Bildnisse von Droeshout, Chandos wie auch Flower stellten ‘mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit’ ein und dieselbe Person dar. Die vorhandenen Unterschiede waren darauf zurückzuführen, daß der Abgebildete in verschiedenen Altersstufen proträtiert wurde und daß die Kalksteinbüste nachträglich ‘verschönert’ worden ist. Auch der Vergleich zwischen Stratforder Büste und der Totenmaske fiel positiv aus.

Bei der intensiven Untersuchung der Gesichtgszüge fiel zudem eine leichte Schwellung im Bereich des linken Oberlids und des linken Schläfenbereichs auf. Ein zugezogener Mediziner diagnostizierte ein sogenanntes Mikulicz-Syndrom, eine Schwellung, die mit Allgemeinerkrankungen wie Lymphkrebs einhergehen kann. Anhand der Veränderung dieser Schwellung war es sogar möglich, die Bildnisse in eine sinnvolle zeitliche Reihenfolge zu bringen, die der Fortentwicklung des wahrscheinlich tödlichen Tumors entspricht. Eine zweite tumorartige Schwellung im linken Augenwinkel unterstützt diese Hypothese. Und darüber hinaus läßt sich diese krebsartige Veränderung auch an der Totenmaske nachweisen! Man hat lange über Shakespeares Tod spekuliert und schon Arsen ins Kalkül gezogen. Doch die jetzige Untersuchung scheint die Frage einer möglichen Ermordung ad acta zu legen. [...]”

***

“Kulturnotizen”, Neue Zürcher Zeitung (1. / 2. Juni 1996):

“Shakespeare: Echtheitsnachweise. Die Mainzer Shakespeare-Forscherin Hildegard Hammerschmidt-Hummel, die 1995 mit zahlreichen Belegen die Echtheit zweier Shakespeare-Porträts und der Darmstädter Sahkespeare-Totenmaske nachgewiesen hat, legt nun einen zusätzlichen Beweis für die Echtheit von Maske und Flower-Gemälde vor. Hiermit werden ihre bisherigen Forschungsergebnisse ganz wesentlich erhärtet. Ein im Zuge der Restaurierung des Flower-Porträts im Bereich der linken Stirnhälfte freigelegtes Krankheitssymptom, das sich in gleicher Ausformung und an gleicher Stelle auch an der Totenmaske befindet, liefert diesen Beweis. Die auf Gemälde und Gipsabdruck deutliche sichtbare und präzise umschriebene krankhafte Veränderung wurde inzwischen von einem Dermatologen und einem Pathologen begutachtet. Die Gutachten der konsultierten Mediziner unterscheiden sich zwar hinsichtlich der Deutung des Krankheitssymptoms, beide bestätigen aber, dass Porträt und Maske zwei übereinstimmende Darstellungen derselben pathologischen Erscheinung zeigen.”

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“Kulturnotizen”, Deutsche Tagespost (14. Mai 1996):

Beweis für Echtheit der Totenmaske von Shakespeare

Für die in Darmstadt aufbewahrte Totenmaske von William Shakespeare (1564-1616) gibt es einen neuen Echtheitsbeweis: Sowohl die Maske als auch eines der überlieferten Porträts (‘Flower-Porträt’) des englischen Dramatikers zeigten auf der linken Stirnseite dasselbe Krankheitssymptom, teilte die Stadt Darmstadt mit. Dies sei bei der Restauration des Gemäldes zutagegetreten. Ein Hautarzt und ein Pathologe hätten die Identität der Symptome bestätigt, könnten sich aber nicht über die Art der Erkrankung einigen. Der Befund untermauere die Position der Mainzer Anglistin Hildegard Hammerschmidt-Hummel, die die lange bezweifelte Echtheit der Maske nachweisen will. Die Forscherin stützt sich vor allem auf Veränderungen am linken Auge, die sowohl auf der Maske als auch auf zwei zeitgenössischen Porträts zu erkennen sind.”

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Auszug aus dem Bericht des amerikanischen Journalisten Rod Usher, “The Bard or not the Bard. A German academic thinks she has the lowdown on Shakespeare's looks--and his premature demise”, Time Magazine (13 May 1996):

Reported by Rhea Schoenthal, Bonn

Not a man to pass up a paradox, William Shakespeare would have liked the one his own life produced: the world's best-known writing in the English language, by one of the world's least-known authors. Who was the “Dark Lady” he loved? What caused his death in 1616 at the age of 52? What did the man really look like? The Bard might well have been smiling to himself when he wrote in Macbeth, “Your face, my Thane, is as a book where men may read strange matters.”
Reading matters into the face of Shakespeare has entered a new phase thanks to a professor of English literature at Germany's Mainz University, Hildegard Hammerschmidt-Hummel. She claims that her research confirms what Shakespeare looked like and, coincidentally, indicates his death may be attributed to a cancerous growth in or above his left eye.

Apart from teaching Shakespeare's works, Hammerschmidt-Hummel 13 years ago began collecting illustrations to all his dramas. She compiled 3,330 pictorial representations dating from 1594 to the present. It was this project that started her on a search to learn which of the five best-known images of the author tells the truth. Was it the engraving, the limestone bust, one of two oil paintings or the death mask?

The engraving, by Dutchman Martin Droeshout, appeared on the famous First Folio of Shakespeare's collected dramatic works in 1623. Author Ben Jonson, who wrote verse to accompany the publication, said the engraving was of Shakespeare, but Droeshout was only 15 when Shakespeare died. What did he base his engraving on? The painted limestone bust is by English sculptor Gheerart Janssen. It is in Holy Trinity Church at Stratford-upon-Avon, where Shakespeare was buried. The bust is mentioned in this first edition, but it has been damaged and altered over the centuries.

The paintings are the so-called Chandos and Flower portraits. The first, given [...] to London's National Portrait Gallery in the 19th century, is of a man about 30 to 35 with dark brown eyes, brown hair and an earring in his left ear. The second, named for the woman who donated it to the picture gallery of the Royal Shakespeare Theatre, shows a subject about a decade older and with a resemblance to the Droeshout engraving. The “death mask,” widely dismissed as a fake, is owned by the German city of Darmstadt. It [...] has the date of Shakespeare's death on the back.

Hammerschmidt-Hummel decided to use forensic techniques to see what the five images had in common. With the help of the Federal Police Agency in Wiesbaden, she compared photos of the engraving and of the two paintings. The police found 17 facial features common to all three, which proves the identity of the persons depicted.

What really excited her was the discovery of an odd swelling on the left eyelid in both paintings and the engraving, which can also be traced on the death mask. Wiesbaden ophthalmologist Walter Lerche suggested a problem with the tear glands, which could have been a sign of a potentially fatal cancer. In addition a small caruncle tumor was found in the inner corner of the left eye. Finally, a lump is above the left eyebrow in the restored Flower portrait and the death mask. A dermatologist consulted by Hammerschmidt-Hummel suspected a chronic inflammation; a pathologist diagnosed a likely bone tumor.

From structures, bumps and lumps, the German academic draws three bold conclusions: both portraits are genuine and were painted from life; the Droeshout engraving is based on the Flower portrait; the suspect death mask is the genuine death mask of William Shakespeare. She says this means the formerly most trusted images of Shakespeare--the engraving and the bust--are relegated to ‘the second row.’

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Text-Auszug aus der TV-Sendung “Reuters Reports”, moderiert von Frank Partridge, SKY NEWS (9 May 1996) [Update zur Sendung vom 7. März 1996]:

“In March we reported on the mysteries surrounding the death of William Shakespeare. Professor Hildegard Hammerschmidt-Hummel, Mainz University of Germany, used the latest technology to prove that this imprint [the Darmstadt Shakespeare death mask] was taken from the Bard’s face after he died of cancer. Her theory, if proved, would end more than three hundred years of speculation, as to what the bard looked like and what caused his death.

‘I am a 100 per cent certain that the Darmstadt death mask is Shakespeare’s.’

Well, since our report, Professor Hammerschmidt-Hummel has been granted a scholarship [by the German Research Council - Deutsche Forschungsgemeinschaft] to write a book on the subject, which, she hopes, will be published in both German and English. She plans to continue her research in Shakespeare’s hometown in Stratford-upon-Avon in July.”

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“Darmstädter Shakespeare echt”, Darmstädter Echo (25. April 1996):

“Die Mainzer Shakespeareforscherin Hildegard Hammerschmidt-Hummel, die 1995 mit Belegen die Echtheit zweier Shakespeare-Porträts und der Darmstädter Shakespeare-Totenmaske nachgewiesen hat, legt nun einen weiteren Beweis für die Echtheit von Maske und Flower-Gemälde vor. Das geht aus einer Mitteilung der Stadt Darmstadt hervor.

Ein im Zuge der Restaurierung des Flower-Porträts in der linken Stirnhälfte freigelegtes Krankheitssymptom, das sich in gleicher Ausformung und an gleicher Stelle auch an der Totenmaske befindet, liefert diesen Beweis. Gutachten konsultierter Mediziner unterscheiden sich zwar in der Deutung des Krankheitssymptoms, bestätigen aber, daß Porträt und Maske zwei übereinstimmende Darstelllungen derselben pathologischen Erscheinung zeigen.”

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Auszug aus dem Bericht des englischen Journalisten Roger Boyes, Deutschland-Korrespondent (Germany Correspondent) der Times (London), “Computer unmasks Bard’s cancer”, The Times (24 April 1996):

“[...] Professor Hildegard H a m m e r s c h m i d t - H u m m e l , of Mainz University, has for years been trying to give Shakespeare back his face. Now, with the help of German detectives and top medical specialists, she has come up with a plausible version and an intriguing explanation for his death. The results will be presented at the German Shakespeare Society’s annual conference this week and are sure to trigger controversy in S t r a t f o r d - upon- A v o n and throughout the world of Shakespearean scholarship.

The starting point is the death mask, now on display in a Darmstadt museum. ‘I am now 100 per cent certain that the mask is that of Shakespeare,’ says the professor. [...]

There are two acknowledged authentic depictions of Shakespeare: a copper plate engraving in the First Folio of 1623, and a limestone bust in Stratford’s Holy Trinity Church. Both were regarded as good likenesses by, among others, Ben Jonson. These serve as the professors’s comparative base. Using face-matching and video-splicing techniques normally employed to catch criminals, German police [BKA experts] found five major points of agreement between the Stratford bust and the death mask; this is regarded as a good match. [... The experts] also found a remarkable 17 points of agreement between the First Folio engraving and two other portraits - one donated [...] to the National Portrait Gallery in the mid-19th century, and another given by Mrs Charles Flower to the Royal Shakespeare Theatre picture gallery in Stratford. ‘Police tell me that such a high degree of agreement would be enough to convict a criminal in a court of law,’ the German academic says.

Professor Hammerschmidt-Hummel argues that the death mask and the Chandos and Flower portraits were all genuine, and that taken together they represent an accurate picture of the playwright. But she also found a strange swelling in the left eye of the mask and the two portraits. Doctor Wolfgang Lerche, a leading German eye surgeon, confirms that the bulge is a clear indication of Mikulicz’s Syndrome. This cancer of the tear duct was relatively common in the 17th century and could have contributed to Shakespeare’s death at the age of 52. [...]

The professor’s speech to the Shakespeare Society this week will add yet another medical dimension: the discovery of a lump above the left eyebrow, visible in both the restored version of the Flower portrait and the death mask. Professor Jost Metz, a top German dermatologist, has been consulted and has established that it must have been a three-centrimetre swelling indicative of chronic inflammation. Doctors disagree on the significance of that bulge. Some say it may be associated with the cancerous Mikulicz’s Syndrome, others believe it might have been a bone tumour. [...]

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Auszug aus der essayistischen Darstellung des deutschen Shakespeare-Forschers und Romanautors Professor Dr. phil. Dietrich Schwanitz, “Shakespeares Auge”, Die Zeit - Magazin (26. Januar 1996):

Titelgeschichte: Ist das William? Auferstanden aus Indizien - Shakespeare, wie er leibt und lebt

Ein dickes Auge hat den größten aller Dichter überführt - Krebs nagte an seinen Tränendrüsen. Mit Hilfe des BKA will eine Mainzer Professorin die Identität Shakespeares geklärt haben. Die Schwelllung finde sich auf Portraits und Totenmaske, deren Echtheit sei damit bewiesen. [...]

“Nächst Gott hat Shakespeare von der Welt am meisten erschaffen. [...] Nun hat uns Professor Hildegard Hammerschmidt-Hummel aus Mainz auch seine Autopsie geliefert: Shakespeare ist am Mikulicz-Syndrom gestorben. Das Mikulicz-Syndrom ist eine Krebserkrankung der Tränendrüsen, das sich durch eine Schwellung des Augenlides bemerkbar machen kann. Und solch eine Schwellung hat Frau Hammerschmidt-Hummel am linken Auge Shakespeares entdeckt. Als sie mehrere Bildnisse, die Shakespeares unsterbliche Züge wiedergeben, dem Direktor der Augenklinik in Wiesbaden, Dr. Walter Lerche, vorlegte, diagnostizierte dieser ein Lymphom der Tränendrüsen. Es war die Lerche und nicht die Nachtigall. Dies ist fast so sensationell, als ob man die schriftliche Urteilsbegründung für Pilatus’ Todesurteil an Jesus gefunden hätte.

[...]

Der Droeshout-Stich ist das erste der Bildnisse, das Frau Hammerschmidt-Hummel ihrer Diagnose zugrundelegt. Das zweite ist das sogenannte Chandos-Portrait. [...] Das dritte ist das sogenannte Flower-Portrait. Es tauchte um 1840 auf und gelangte 1895 in den Besitz von Mrs. Flower, die es der Shakespeare Memorial Gallery in Stratford vermachte. Einiges spricht dafür, daß es die Vorlage des Droeshout-Portraits ist; andererseits ähnelt es einer späteren Variante des Kupferstichs, was nahelegt, daß es selbst nach der Vorlage des Stichs gefertigt wurde.

Das Lymphom zwingt uns nun - so nimmt Frau Hammerschmidt-Hummel an -, alles anders zu deuten. Denn welcher Künstler, der ein posthumes Bild eines Verblichenen zu gestalten hat, erfindet eine krankhafte Schwellung des Auges? Also muß Shakespeare selbst Modell gesessen haben. Die Portraits wurden nicht nach seinem Tode gefertigt, sondern sind lebensecht! Bevor nun ein Skeptiker mit seinen Mäkeleien beginnen kann, streckt Frau Hammerschmidt-Hummel ihn mit einem unwiderleglichen Argument nieder: All diese Porträts gleichen nicht nur einander, sondern auch der Totenmaske Shakespeares. Auch sie weist Spuren der Schwellung auf. Und damit niemand mehr zweifelt, hat sie das BKA eingeschaltet. Die Beamten haben nach einem neuen krimnaltechnischen Verfahren, bei dem einzelne Gesichtspartien einander gegenübergestellt werden, die Portraits miteinander verglichen. Dabei ergab sich eine 17-Punkte-Übereinstimmung bei den Bildern, was praktisch auf eine hundertprozentige Identität hinausläuft, und es gab eine 5-Punkte-Übereinstimmung zwischen dem Grabmonument und der Totenmaske, was als gut gelten kann. Durch ein videotechnisches Mixverfahren wurde dann noch eine große Übereinstimmung zwischen allen fünf Bildnissen festgestellt.

Sind wir überzeugt? Ist uns der größte aller Dichter nähergekommen? Fühlen wir sein Charisma, wenn wir glauben dürfen, er blicke uns von den Portraits herunter an, wenn auch behindert durch ein Lymphom auf dem linken Augenlid? Spüren wir seine Magie, wenn wir vorsichtig das Barthaar des Barden berühren, das noch in der Totenmaske steckt? Einen Fan von Jürgen Klinsmann dürfte das alles kaltlassen. Aber Scharen von Shakespeareologen aus aller Welt läuft ein heiliger Schauer den Rücken hinunter, wenn sie sich einer Reliquie des Göttergleichen nähern. Alle zusammen dürften durchaus ein mittelgroßes Stadion füllen. Gar nicht zu reden von jenen Millionen der Verehrergemeinde, die darauf warten, daß ihnen Priester die Hostie zeigen, auf daß sie niederknien und lobpreisen. In der Tat, unter Literaturliebhabern hat die Shakespeare-Philologie die Form eines Kultes angenommen, und Frau Hammerschmidt-Hummel reiht sich ein in die Reihe der Propheten.

[...]

[...] die Entdeckung von Frau Hammerschmidt-Hummel wird auf Motive der Abwehr treffen [...]. Die Großwetterlage in den Literaturwissenschaften ist schon lange nicht mehr autorenfreundlich. Entscheidender Bezugshorizont für die werkimmanente Kritik, die nach dem Krieg die Katheder beherrschte, war der Text. Danach kamen die Mythen, die Gesellschaft und die Diskurse. Und heute, unter der postmodernen Herrschaft des Dekonstruktivismus, gilt das Konzept des Autors als optische Täuschung oder - um es im zugehörigen Jargon auszudrücken - als logozentrische Anmaßung eines Ursprungs, die die wahrhaft Eingeweihten nur mit einem höhnischen Gelächter quittieren können. Für den dekonstruktivistischen Abweichler und Shakespeare-Kritiker Stephen Greenblatt - den Begründer des New Historicism - ist Shkaespeare eher eine Art Magnetfeld, durch das soziale Energien pulsen, ein semantisches Kraftwerk für die poetische Transformation herrschender Diskurse. Zu solch einer Gottheit der Abstraktion mag es wenig passen, wenn man seine Totenmaske findet. Noch dazu, wenn man dabei in Kauf nehmen muß, daß der Gott an einer scheußlichen Krankheit gestorben ist, die mit einer Sehschwäche zu tun hat.

Andererseits mag die Verehrergemeinde gerade dadurch religiöse Inspiration beziehen, daß die Reliquie den Übergang vom Leben zum Tod markiert und damit die Grenze bezeichnet, deren Überschreitung die Entrückung ins Mythologische vollzieht. Und die Kenner werden mit Blick auf das kranke Auge daran erinnern, daß für Shakespeare, jenen größten aller Wortspieler, eye (Auge) auch I (ich) heißt. Ein letztes Zwinkern für die Nachwelt? Sicher ist nur eins: Es wird scholastische Auseinandersetzungen zwischen den Hohepriestern geben; Bannflüche, Verwünschungen und Exkommunikationen werden ausgetauscht werden, und endlich wird es zur Kirchenspaltung unter der Reformatorin Hammerschmidt-Hummel kommen. Das neue Glaubensbekenntnis wird lauten:

‘Ich glaube an William Shakespeare [...], geboren in Stratford-upon-Avon, portraitiert von mehreren Meistern, identifiziert vom BKA, erkrankt am Mikulicz-Syndrom, gelitten, gestorben und begraben, aufgefahren gen Himmel, [...] von dannen er kommen wird, zu richten die Gläubigen und die Ungläubigen. Ich glaube an das First Folio, eine heilige Shakespearesche Kirche, die Gemeinschaft der Anglisten und die Echtheit der Totenmaske - in Ewigkeit. Amen.’

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“Die BBC filmt in Darmstadt”, Darmstädter Echo (25. November 1995):

“Das Geheimnis der Maske - so könnte der Titel eines Krimis lauten. Doch William Shakespeares Totenmaske in der Landes- und Hochschulbibliothek hat in den vergangenen Monaten eher Stoff für einen Wissenschaftskrimi geboten. Die Mainzer Anglistikprofessorin Hildegard Hammerschmidt-Hummel führte im Juni mit Hilfe des Bundeskriminalamtes den Beweis, daß die lange als Fälschung angesehene Totenmaske tatsächlich vom Gesicht des englischen Theatergenies abgenommen wurde. Am Donnerstag abend kam ein Filmteam des britischen Fernsehsenders BBC nach Darmstadt. Für das Wissenschaftsmagazin ‘Tomorrow’s World’ berichten Moderatorin Shahnaz Pakravan und Produzent Andrew Thompson über die neuen Erkenntnisse rund um die Maske. Der Beitrag wird am 15. Dezember ausgestrahlt. [...]”

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Meldung des International Herald Tribune (21./22. October 1995), “People”:

Hildegard Hammerschmidt-Hummel, a professor of English literature at Mainz University, says she has proven that a death mask of Shakespeare was genuine, giving the world its first accurate portrait of the playwright and indicating he may have died of eye cancer. She said forensic tests on the 17th-century plaster of paris mask in a castle south of Frankfurt matched it closely to portraits of the bard. [...]”

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Auszug aus dem Bericht des englischen Journalisten Rob Edwards, “Was Shakespeare the man behind the mask?”, New Scientist (21 October 1995):

A 17th-century death mask that has been in Germany for two centuries is that of William Shakespeare, who may have died of a rare form of eye cancer. These are the intriguing conclusions of the first scientific investigation into the authenticity of disputed images of the Bard carried out by a German academic.

“Hildegard Hammerschmidt-Hummel professor of English literature at Mainz University, says that a diagnosis by a German eye specialist and an examination by German forensic scientists have convinced her that the mask and two famous English portraits are all true likenesses of Shakespeare. Her conclusion is likely to provoke a revolution among Shakespeare scholars, who have assumed for most of this century that the images were fakes.

Hammerschmidt-Hummel noticed that all three images showed a swelling on the left upper eyelid. She asked Walter Lerche, head of the Horst-Schmidt eye clinic in Wiesbaden, to study the swelling. He diagnosed a potentially fatal lymphoma of the lacrimal glands known as Mikulicz syndrome. ‘It is quite possible that this was the cause of Shakespeare's death,’ says Hammerschmidt-Hummel.

Shakespeare died at the age of 52 in 1616, the year that is inscribed into the rear of the plaster of the Paris death mask. But eminent scholars such as Shakespeare's biographer, Samuel Schoenbaum, have been scornful of the suggestion that it was made from the dramatist's face after death, because they thought that it did not resemble images they regard as genuine. There was also nothing to connect the mask with England.

But Hammerschmidt-Hummel claims that Schoenbaum has never seen the mask. Nor, she says, had the scholar on whom he relied, Marion Spielmann, because they both describe it inaccurately. The mask is in a castle in Darmstadt which is undergoing renovation, and is due to be put on display next year.

Modern scholars doubt whether the two English portraits were painted while Shakespeare was still living, suspecting instead that they were produced after his death from other images. One was given [...] to the National Portrait Gallery in London in the mid-19th century, and the other was donated half a century later by Mrs. Charles Flower to the Royal Shakespeare Theatre picture gallery in Stratford-on-Avon. No one is sure who painted either of them.

According to Hammerschmidt-Hummel the presence of the eye swelling in both portraits suggests that they were painted from a living person because artists would not invent such a feature. She claims that the swelling is detectable in the death mask too, though it is more difficult to identify because it shrank after death and was squashed by the plaster cast. But her clinching evidence comes from the results of a forensic examination of the three disputed images carried out by the German CID, the Bundeskriminalamt (BKA), using techniques developed to test whether separate facial images belong to the same person. The police scientists compared the two portraits and the mask with each other and with two further images that are accepted as genuine representations of Shakespeare. A copperplate engraving by Martin Droeshout, reproduced in the first edition of Shakespeare's works in 1623, and an old limestone bust in Stratford's Holy Trinity Church, were both recognised as real portrayals by Shakespeare's contemporaries, including his friend and fellow playwright, Ben Jonson.

One BKA technique, which matches faces by comparing a series of specific facial features, found 17 points of agreement — considered almost a perfect match — between the portraits and the engraving, and five points of agreement between the bust and the death mask, which is considered good. A second technique. which slices video pictures of faces in half and then uses a computer program to mix them together, found good matches between all five images. Hammerschmidt-Hummel says she is "100 percent certain" that they are all Shakespeare, and that the beard and eyebrow hairs detected in the death mask belonged to the Bard.”

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Auszug aus dem Bericht des Technologiekorrespondenten [Technology Correspondent] [ Robert Uhlig, “Mask suggests eye cancer killed Shakespeare”, The Daily Telegraph (19 October 1995):

“A Death mask has been confirmed as that of William Shakespeare and indicates that he may have died of eye cancer. Tests conducted in Germany found a ‘perfect’ match with a copperplate engraving and a limestone bust that are accepted as genuine representations of the Bard.

Hildegard Hammerschmidt-Hummel, professor of English literature at Mainz University said she was ‘100 per cent certain’ that the 17th century plaster of Paris death mask, currently in a castle in Darmstadt, is of Shakespeare.

She is also convinced that two famous English portraits are true likenesses, which has provoked surprise from Shakespeare scholars who previously assumed that the images were fakes.

A report in today’s New Scientist describes the techniques used by the Bundeskriminalamt, Germany’s CID.

Scientists compared the mask and portraits with a copperplate engraving by Martin Droeshout reproduced in the 1623 first edition of Shakespeares’s works and a limestone bust in Stratford’s Old Trinity Church.

The engraving and bust had been recognised as good portrayals by Shakespeare’s contemporaries, including the rival playwright Ben Jonson. One test found 17 points of ‘ f a c i a l f e a t u r e a g r e e m e n t ‘ between the portraits and the engraving, and five between the bust and the death mask - considered very good results.

A second technique, which slices video images of faces in half,and then uses a computer program to analyse them found good matches between all five images.

Prof H a m m e r s c h m i d t - Hummel noticed a swelling above the left eye on the mask and two portraits and asked Walter Lerche, head of the Horst-Schmidt eye clinic in Wiesbaden, to investigate.

He d i a g n o s e d Mikulicz syndrome, a potentially fatal lymphoma of the tear glands.

Prof Hammerschmidt-Hummel also believes beard and eyebrow hairs in the mask belong to the Bard. The route of the mask to Germany has been traced back [by her] to 1775, when a German nobleman bought it in London.

[...]

Dr John Jowett, a fellow of Birmingham University’s Shakespeare Institute, said: ‘The authenticity of the death mask depends on how true the other images are. I’m reserving judgment until I see more.’”

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Auszug aus dem Bericht der Wissenschaftsredakteurin [Forschung und Technik] Claudia Gottschling, “Das BKA fahndet nach Shakespeare. Neue Beweise sollen die Identität des berühmten Dichters endgültig entlarven”, Focus (13. November 1995):

“Anfang des Jahres erhielt das Wiesbadener Bundeskriminalamt einen Auftrag ganz besonderer Art. Zusammen mit einer hochkarätigen Wissenschaftlertruppe, bestehend aus einer Anglistin, einem Augenarzt, einem Gentechniker und einem Physiker, jagen drei Beamte des BKA das Phantom der Literaturgeschichte: William Shakespeare.

Seit seinem Tod im Jahr 1616 gibt der einfache Handschuhmachersohn den Gelehrten unlösbare Rätsel auf: Schuf der Schauspieler aus dem Provinznest Stratford-upon-Avon tatsächlich 38 Dramen und 154 Sonette, oder stammen die Werke von gebildeten Ghostwritern? War es gar Königin Elisabeth I., die sich unter dem Pseudonym Shakespeare ihren Frust von der Seele schrieb? Starb der Poet an Arsen oder Krebs? War er schön, edel im Aussehen wie im Geist oder ein langweiliger Durchschnittstyp? Keine der Fragen konnte bisher eindeutig beantwortet werden.

Ein dickes Oberlid und ein Knubbel am linken Auge führten nun Hildegard Hammerschmidt-Hummel auf eine neue Fährte. Die Mainzer Professorin für englische Literatur hatte als erste die beiden Auffälligkeiten auf zwei Shakespeare-Porträts entdeckt und war neugierig geworden. Sie holte sich das Know-how des BKA und des Chefarzts einer Wiesbadener Augenklinik, Professor Walter Lelrche, und führte eine Vergleichsanalyse von fünf berühmten Bildnissen Shakespeares durch:

  • den Stich von Martin Droeshout

  • die nach ihren Besitzern getauften Gemälde Chandos und Flower,

  • die Büste, die seine Angehörigen über seinem Grab errichten ließen, und

  • die legendäre Totenmaske.

Unschätzbare Reliquie oder geniale Fälschung? Forscher streiten nicht nur über die Echtheit der Maske, sondern auch darüber, ob eines der Porträts den Genius lebensecht zeigt oder lediglich die stilisierten Züge eines Mr. No name. Saß der Dichter überhaupt einem der Künstler Porträt, oder pinselten sie alle voneinander ab?

Das Ergebnis der Expertenrunde* provoziert die internationale Shakespeare-Gemeinde: ‘Ich habe Beweise, daß die Porträts Chandos und Flower echte, nach dem Leben gemalte Bildnisse sind, daß sie ein und dieselbe Person darstellen und daß diese Person Shakespeare ist’, behauptet Hammerschmidt-Hummel.

Das dicke Auge: Sowohl die Kriminalbeamten als auch der Augenarzt diagnostizierten unabhängig voneinander bei allen drei Porträts das dicke Oberlid. ‘Dieses besondere Kennzeichen kann von den Malern nicht erfunden worden sein’, sagt sie. Im kriminaltechnischen Bildvergleich stimmten 16 weitere Merkmale überein. Allein sechs Treffer würden vor Gericht genügen, um eine Person beweiskräftig zu identifizieren.

Das medizinische Gutachten brachte zudem eine neue Theorie über Shakespeares Todesursache ans Licht. Augenspezialist Lerche glaubt, daß Shakespeare am Mikulicz-Syndrom, einer Erkrankung der Tränendrüsen, litt. Häufig geht diese Lidschwellung mit Lymphdrüsenkrebs einher. Eine zweite tumorartige Schwellung am linken Augenwinkel unterstützt die Krebshypothese. Dieses Karunkel fehlt auf dem Stich. Für die Anglistin ein Beweis, daß Droeshout von Flower abmalte und nicht umgekehrt.

Das spektakulärste Glied in der Beweiskette ist die Totenmaske. Auf der Rückseite des eingefallenen Gesichts ist das Datum [... + A o D m] 1616 eingeritzt: Shakespeares Todesjahr. Trotzdem galt sie als Fälschung aus dem 19. Jahrhundert. Nun behauptet die Mainzer Anglistin: ‘Wir haben das getreue Abbild des toten Antlitzes des Dichters vor Augen. Die Maske ist echt.’ Ihr schlagkräftigstes Argument: Auch an der Maske ist das linke Auge leicht geschwollen.

Als weiteren Beweis präsentierte das BKA die Ergebnisse aus dem sogenannten Trickbilddifferenzverfahren. Wie bei einer Fotomontage projiziert ein elektronischer Videotrickmischer zwei Porträts, beispielsweise die Maske und die Büste, ineinander. Und siehe da: Auch hier finden sich ‘verblüffende Ähnlichkeiten und nahtlose Übergänge’.

Auf der anderen Seite des Kanals reagierte man auf die neue deutsche Shakespeare-Geschichtsschreibung britisch kühl. ‘I’m very sceptical’, lautet das Statement des Leiters des Shakespeare-Instituts in Stratford, Professor Stanley Wells. Der Guru der Szene zweifelt zwar nicht daran, daß es den Dichter Shakespeare gegeben hat, aber die verschiedenen Bildnisse seien zu unähnlich [...]. Außerdem: ‘Ich kenne bisher keine Totenmaske aus der Zeit von Königin Elisabeth I. Der Brauch war erst in der Romantik verbreitet.’ [**]

* Die Ergebnisse werden im Jahrbuch 1996 der Dt. Shakespeare-Gesellschaft veröffentlicht.

[**] Siehe dazu H. Hammerschmidt-Hummel, “Neuer Beweis für die Echtheit des Flower-Porträts und der Darmstädter Shakespeare-Totenmaske. Ein übereinstimmendes Krankheitssymptom im linken Stirnbereich von Gemälde und Gipsabguß”, Anglistik. Mitteilungen des Verbandes Deutscher Anglisten (September 1996), S. 115-136, 7 Abb., speziell: “Zur Rolle der Totenmasken in der Porträtplastik der Renaissance”, S. 118-123. Dort heißt es: “Das Abnehmen von Totenmasken war in der Antike geläufig und diente zumeist kultischen Zwecken. Mit dem Untergang der römischen Zivilisation geriet diese Technik in Vergessenheit und wurde erst durch das Studium antiker Autoren in der italienischen Re¬naissance wiederbelebt. Die Totenmaske wurde in Italien zum unverzichtbaren Hilfsmittel des Bildhauers, dem es auf diese Weise gelang, jene gleichsam mit der Natur identischen Bildnisse zu schaffen, die dem realistischen Grundzug der Zeit Rechnung trugen. Die Technik des Abformens von Totenmasken verbreitete sich über ganz Europa. Totenmasken wurden nicht nur von Herrschern und Angehörigen der Nobilität abgenommen, sondern auch von bedeuten¬den Repräsentanten des Bürgertums" (S. 118). Und: “Totenmasken sind keine Kunstwerke. Sie sind, wie es der Pathologe Hans Helmut Jansen bündig formuliert, ‘leblose Physiognomie’. Abgüsse von Lebenden oder Toten sollen und dürfen ‘die wahre Kunst nicht ersetzen’, sondern sind für den Künstler ‘Hilfsmittel zur Fest¬legung der richtigen Maßverhältnisse sowie zur Fixierung eines Ausdruckes oder einer Hal¬tung’. Sie formen das Gesicht des Verstorbenen naturgetreu ab und lassen im allgemeinen jedes noch so geringfügige morphologische Detail, jede vorhandene pathologische Verän¬derung deutlich erkennen. Unmittelbar nach Eintritt des Todes abgenommen, enthüllen sie - wie I.I.J.M. Gibson in ihrem sachkundigen Artikel "Death masks unlimited" [British Medical Journal, Vol. 291, Dec. 21-28, 1985, p. 1785] ausführt - ein Bild des Menschen, wie es kein Gemälde und keine Skulptur zu vermitteln vermag: ‘... at that time the face of the dead is unguarded and revealing, and we see man in a manner that no sculpture or picture can show.’ Dies gilt auch für die Totenmaske William Shakespeares” (S. 122-23).

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Auszug aus dem Bericht von Sigrid Feeser, “Shakespeare oder nicht Shakespeare - keine Frage mehr? Eine Mainzer Anglistikprofessorin legt Beweise für die Echtheit der Totenmaske des englischen Dramatikers in Darmstädter Besitz vor”, Die Rheinpfalz (1. Juli 1995):

“Die Maske, die 1960 von der Stadt Darmstadt ersteigert wurde, kommt aus dem Nachlaß des kunstsinnigen Mainzer Domherrn Reichsgraf Franz von Kesselsstatt (1753 bis 1841), der sie 1775 in England kaufte [...]. Nach seinem Tod landete sie als ‘männliches Bildnis in Gyps’ bei dem Trödler Wilz und kam von dort 1847 in den Besitz des Darmstädter Porträtisten und Hofmalers [... Ludwig] Becker. Vor seiner Weltreise übergab er sie dem Naturforscher Richard Owen, der sie im Londoner Britischen Museum und in Stratford als Totenmaske Shakespeares ausstellte. Becker starb 1861 in Australien, und die Maske kam wieder zurück nach Darmstadt. Dort bliebt sie in der Obhut der Familie - bis, ja bis der damalige Oberbürgermeister Dr. Ludwig Engel dem ironischen Rat des renommierten Literaturwissenschaftlers Hans W. Eppelsheimer folgte und das gute Stück für 52.900 Mark bei Tenner in Heidelberg ersteigerte: ‘Sofort kaufen! Es ist auf dieser Welt die einzige falsche Totenmaske Shakespeares!’ Das ‘Bietduell’ zwischen Darmstadt und dem Schweizer Sammler Bodmer wird als ‘heftig’ beschrieben.

[...] Immer wieder haben Experten die Reliquie in Zweifel gezogen, und ebenso regelmäßig fanden sich glühende Bewunderer. Friedrich Gundolf nannte sie 1910 in einem Brief an Stefan George ein ‘magisches Haupt’, der faszinierte George widmete ihr im ‘Siebten Ring’ den Spruch ‘Heiligtum’: ‘Hier liegt die form des kopfes der wie nie/Ein kopf verachtung auf die menschen spie’.

Nun scheinen die Dichter doch recht gehabt zu haben, jedenfalls, wenn es nach der Mainzer Anglistik-Professorin Hildegard Hammerschmidt-Hummel geht. Ihre vor kurzem vorgestellte Beweisführung besticht durch Klarheit und Schlüssigkeit -, und sie kann sich auf das augenärztliche Gutachten des Chefarztes der Städtischen Augenklinik Wiesbaden, auf einen am Bundeskriminalamt erarbeiteten kriminaltechnischen Bildvergleich sowie auf eine Analyse im Trickbilddifferenzverfahren [des BKA] stützen. Das Ergebnis ist eine Revolution in der Shakespeare-Ikonographie: ‘Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit’, so die Experten vom BKA, stimmt die Maske mit den anderen Porträts überein [sic] [zeigen Droeshout-Stich, ‘Chandos’- und ‘Flower’-Porträt ein und dieselbe Person].

Für Frau Hammerschmidt-Hummel steht außer Frage: Die bisher zweifelhaften Porträts ‘Flower’ und ‘Chandos’ sind nach dem Leben gemalt, und sie stellen die gleiche Person dar - nämlich William Shakespeare. Der von Ben Jonson als besonders lebensecht gerühmte Droeshout-Stich benutzt das erst 1840 wieder aufgetauchte ‘Flower’-Bild als Vorlage, die darauf lesbare Inschrift ‘William Shakespeare 1609’ dürfte somit authentisch sein. ‘Flower’ wie ‘Chandos’ gemeinsam ist eine auf beiden Bildnissen deutlich erkennbare krankhafte Veränderung am linken Oberlid und im linken Schläfenbereich, die auch auf Stich und Totenmaske (dort schwächer ausgeprägt) zu sehen sind. Dieses ‘individuelle Merkmal’ verbietet es, von einer ‘typisierten Darstellung’ zu sprechen. Die unterschiedlich starke Ausprägung bei ‘Flower’ und ‘Chandos’ ist durch das unterschiedliche Lebensalter zu erklären. Darüberhinaus hat für Hammerschmidt-Hummel die auf beiden Portaräts sichtbare, tumorartige Verdickung in der Karunkel (Tränendrüse) des linken Auges ‘die Beweiskraft von Fingerabdrücken’.

Im Vergleich der beiden Porträts fand das Bundeskriminalamt 17 morphologische Übereinstimmungen, hingegen ergab der Vergleich von Büste und Maske fünf Ähnlichkeiten, aber zwei Abweichungen (Oberlippenbart, verkürzte Nase), für die die Kriminalisten keine Erklärung hatten. Diese freilich lassen sich laut Hammerschmidt-Hummel leicht durch die durch frühere Stiche bezeugten Veränderungen an der Grabbüste erklären; möglicherweise hatten wütende Puritaner Rache für die Derbheiten des Dichters genommen ...

Ausgesprochen spannend auch die in Wiesbaden [von BKA-Experten] vorgenommenen Montagen aus verschiedenen Bildnissen. Die durch Bildmaterial erläuterten Kombinationen von rechter Gesichtshälfte ‘Chandos’ und linker Droeshout, obere Gesichtshälfte ‘Chandos’ und untere ‘Flower’ sowie rechter Hälfte der Totenmaske und linker Hälfte der Büste verblüffen durch nahtlose Übergänge.

Alles geklärt? Der amtierende Oberbürgermeister des um eine Attraktion reicheren Darmstadt freut sich über einen ‘sehr positiven weiteren Beweis’ für die Richtigkeit der lokalen ‘Kunstpolitik’, Frau Hammerschmidt-Hummel [...] sieht schon ein ganzes Stück weiter. Wenn die Totenmaske also wirklich echt ist, dann besitzt Darmstadt sogar noch ein Stück vom irdischen Leib des Dichters, denn unter dem in der Landes- und Hochschulbibliothek gehüteten Gips waren noch 36 rötliche Haare von Augenbrauen, Wimpern und Bart. Hier erhofft man sich von einer zukünftigen DNA-Analyse weitere Aufschlüsse - falls, erstens, geeignetes Vergleichsmaterial gefunden wird, und, zweitens, die klitzekleinen Erbgutinformationsträger (Mitochondrien) nicht vernichtet wurden. [...]”

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Auszug aus dem Bericht von Bertram Eisenhauer, “Bist du gebannt in diese bleiche Kruste? Eine Forscherin will die Echtheit der Totenmaske Shakespeares bewiesen haben”, Frankfurter Allgemeine Zeitung (26. Juni 1995):

“Die Forscherin [Hildegard Hammerschmidt-Hummel], die das Projekt ‘Die Shakespeare-Illustration’ an der Universität Mainz leitet, ist sicher: ‘Wir können uns jetzt eine verläßliche Vorstellung davon machen, wie der Schöpfer des ‘Hamlet’, ‘Macbeth’, ‘Othello’ und ‘King Lear’ ausgesehen hat.’ Falls sie recht hat, hätte sie nicht nur Bildnisse miteinander versöhnt, von denen man bislang nicht glauben mochte, daß sie dieselbe Person darstellen. Und die Geschichte der Shakespeare-Ikonographie müßte neu geschrieben werden - und Shakespeare-aficionados hätten ein gesichertes Bild des Barden, das sie als ihrer Verehrung würdig betrachten könnten.

Im Zentrum der These von Hammerschmidt-Hummel steht die sogenannte ’Darmstädter Shakespeare-Totenmaske’ [...]: Samuel Schoenbaum, der bedeutendste Shakespeare-Biograph der Gegenwart, hatte in seinem Buch ‘Shakespeare’s Lives’ zwar [...] zugegeben, ‘das würdevolle und melancholische Gesicht der Maske sei ‘in den Augen vieler nicht unvereinbar mit dem Idealbild vom philosophischen Poeten’. Dennoch, so hatte er dekretiert, sei die einzige Verbindung der [...] Maske mit Shakespeare das Datum ‘1616’ auf ihrer Rückseite des Abdrucks - und dieses sei womöglich eine Fälschung des neunzehnten Jahrhunderts. Hammerschmidt-Hummel hält dagegen:”Die Maske ist ein treues Abbild Shakespeares.’ Mehr noch: An der Maske befänden sich unter der Oberfläche im Bereich der Augenbrauen, der Wimpern und des Bartes noch Haare - ‘damit besitzen wir ein Stück von ihm selber’.

Um den Gesichtsabdruck als echt zu erweisen, mußte Hammerschmidt-Hummel zunächst zweifelsfrei authentische Bildnisse Shakespeares identifizieren. Ihr Ergebnis: Nicht die Gedenkbüste und der Droeshout-Stich seien, wenngleich auch sie Shakespeare zeigten, die eigentlichen Kronzeugen für sein Gesicht. Vielmehr sei das bisher mit Mißtrauen betrachtete ‘Chandos’ ein echtes, noch zu Lebzeiten des Dramatikers gemaltes Porträt, dessen anonymer Maler sein Modell vor Augen gehabt habe. Gleiches gelte für das sogenannte ‘Flower Portrait’, das dem Droeshout-Stich sehr ähnelt (weshalb man bislang annahm, daß es nach ihm gemalt worden sei). Der unterschiedliche Gesichtsausdruck auf den Gemälden erkläre sich durch das verschiedene Alter des Dargestellten ‘Flower’ habe nach Shakespeares Tod dem Stecher Droeshout als Vorlage gedient, der Bildhauer der Büste habe sich an die Maske gehalten. Der Beweis: Zwischen ‘Chandos’, ‘Flower’ und dem Droeshout-Stich hätten Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) siebzehn ‘morphologische Übereinstimmungen’ im Gesichtsaufbau, von der Gesichtsumrißform bis zum Nasenloch, gefunden; zudem hätten die BKA-Mitarbeiter Teile der verschiedenen Porträts in einem computergestützten Fotoverfahren nahtlos miteinander kombinieren können. Nach dem Gutachten der Wiesbadener Behörde sei
‘davon auszugehen, daß alle Porträts mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein und dieselbe Person darstlellen’.

Das stärkste Argument für die These der Anglistin ist indes ein körperliches Merkmal, das die Forschung bisher wenig beachtet hatte: Auf allen drei Porträts zeigt sich an Shakespeares linkem Augenlid und an der Schläfe eine krankhafte Veränderung, die einem augenärztlichen Gutachten zufolge eine tumorähnliche Schwellung ist - ein, so Hammerschmidt-Hummel, ‘markantes individuelles Merkmal der Person Shakespeare, das nicht erfunden worden sein kann’. Daß sich dieser ‘Fingerabdruck am Kopf’ (Hammerschmidt-Hummel) auch an der Totenmaske findet, wenngleich in weit schwächerer Ausprägung als auf den Bildern, ist neben weiteren Trickbildkombinationen einer der stichhaltigsten Beweise dafür daß man in dem Gipsabdruck das Gesicht Shakespeares vor sich habe.”

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Auszug aus dem Bericht des Journalisten Jörg Feuck, “Darmstädter Totenmaske soll die echten Gesichtszüge von Shakespeare tragen”, Frankfurter Rundschau ( 23. Juni 1995):

“Sie ist sich felsenfest sicher, die Mainzer Anglistik-Professorin Hildegard Hammerschmidt-Hummel, daß die in der Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt aufbewahrte Totenmaske mit den Gesichtszügen des 1616 gestorbenen englischen Dramatikers William Shakespeare echt ist.

Und Frau Hammerschmidt-Hummel hat keine Zweifel, daß ihre Indizienkette zum Nachweis der bisher in der Fachwelt bestrittenen Authentizität des Gips-Abdrucks hält. [...]

Für die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen stützt sich die Wissenschaftlerin auf Gutachten von Experten des Bundeskriminalamtes und des Chefarztes der Städtischen Augenklinik in Wiesbaden.

Demnach stellen die in Großbritannien befindlichen Shakespeare-Porträts ‘Chandos’ und ‘Flower’ dieselbe Person dar - was bisher als ausgeschlossen galt - und bilden Shakespeare so ab, wie er zu Lebzeiten aussah.

Insgesamt fanden die BKA-Experten 17 übereinstimmende Details iin den Poraträts - vom Nasenloch bis zu den Mundspalten. Der Vergleich mit zwei in der Fachwelt als authentisch erachteten Bilddokumenten - eine zeitgenössische Kalksandsteinbüste in der Holy Trinity Church in Stratford-upon-Avon sowie ein gleichaltriger Kupferstich - erhärtete laut Hildegard Hammerschmidt-Hummel die Beweislage.

Die BKA-Fahnder verglichen in einem zweiten Schritt mit Hilfe einer aufwendigen Detailtechnik und computersimulierten Trickbild-Kombinationen die Totenmaske mit Büste und ‘Chandos’-Porträt und fanden verblüffend feine Übereinstimmungen.

Eine entscheidende Rolle spielten die in den historischen Shakespeare-Darstellungen sichtbaren und identifizierten krankhaften Veränderungen an dessen linkem Oberlid und an der linken Schläfe sowie eine tumorartige Schwellung der Tränenwarze.

Auch an der Maske sei diese Auffälligkeit am Oberlid nachgewiesen worden, sagte die Anglistin, die das Forschungsprojekt ‘Shakespeare-Illustration’ der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Akademie der Wissenschaften in Mainz leitet. [...]”

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Auszug aus: “’Kein Zweifel’ an Shakespeares Totenmaske. Mainzer Wissenschaftlerin erläutert in Darmstadt ihre vergleichenden Untersuchungen”, Frankfurter Allgemeine Zeitung (23. Juni 1995):

“Besitzt die Stadt Darmstadt tatsächlich das Original der echten und einzigen Totenmaske von William Shakespeare? Die Fachwelt hat die Echtheit der Maske [...] stets angezweifelt. Jetzt glaubt die Mainzer Professorin Hildegard Hammerschmidt-Hummel wissenschaftlich einwandfrei nachweisen zu können, daß es sich bei der Maske um einen Gipsabguß handelt, den Shakespeares Schwiegersohn John Hall vom Antlitz des 1616 verstorbenen Dramatikers angefertigt hat.

Hammerschmidt-Hummel bediente sich dazu kriminaltechnischer und medizinischer Methoden. Bei der Begutachtung waren ihr Experten des Bundeskriminalamts und der Chefarzt einer Augenklinik behilflich. Gestern hat die Herausgeberin einer demnächst erscheinenden, fünfbändigen Publikation über ‘Die Shakespeare-Illustration’ im Darmstädter Rathaus die Details ihrer Beweisführung erläutert.

[...]

Hammerschmidt-Hummel hat zunächst die beiden Ölgemälde [Chandos und Flower] durch ein kriminaltechnisches Bildgutachten [des Sachverständigen beim BKA] und eine computergestützte Fotomontage nach dem sogenannten [BKA-]Trickbild-Differenzverfahren vergleichen lassen. Aufgrund von 17 dabei festgestellten morphologischen Übereinstimmungen in den Gesichtszügen handelt es sich nach den Feststellungen der Kriminologen ‘mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um ein und dieselbe Person’. Daß diese Bilder und nicht der Stich nach dem lebenden Shakespeare gemalt worden sind, glaubt die Wissenschaftlerin aus einer krankhaften Veränderung am linken Auge und an der Schläfe schließen zu können. Die leichte Schwellung über dem oberen Augenlid deutet nach einem ärztlichen Fachgutachten auf eine tumorartige Erkrankung des Gewebes hin. Außerdem sei auf beiden Gemälden die Tränendrüse des linken Auges deutlich vergrößert, Anzeichen für einen Tumor.

Dieses ‘markante individuelle Erkennungsmerkmal einer Person’ (BKA) können die Maler nach Auffassung der Mainzer Professorin nicht erfunden haben. Daß es auf dem Stich fehlt, spricht nach ihrer Auffassung für eine spätere Entstehung und dafür, daß der Stecher das wenig schmeichelhafte Detail bewußt weggelassen hat. Beim Trickbild-Vergleich stimmten alle drei Porträts in einem erstaunlichen Ausmaß überein: Gesichtshälften sowie Stirn- und Kinnpartien ließen sich fast nahtlos zusammensetzen.

Gleiche Ähnlichkeiten ergaben sich bei der Trick-Kombination von Kopfteilen der Büste und der Maske. So ist das kleine Dreieck über dem ‘Amorbogen’ der Oberlippe auf der Maske fast spiegelgleich mit der Büste. Daß die Krankheitssymptome an Auge und Schläfe bei Maske und Büste fehlen, erklärte Hammerschmidt-Hummel mit der Veränderung des Gewebes nach Eintritt des Todes, der horizontalen Lage des Kopfes und dem Druck der Gipsschicht. Allerdings trete das linke Auge deutlicher hervor als das rechte, und auf Fotografien der Maske zeichne sich an der Stelle der Schwellung ein Schatten ab, der mit bloßem Auge nicht zu erkennen sei. Für die Shakespeare-Expertin aus Mainz gibt es nach diesen Untersuchungen ‘an der Authentizität der Maske keinen Zweifel mehr’.”

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Auszug aus dem Bericht des Korrespondenten Guido Rijkhoek, “’Damit besitzen wir ein Stück von ihm selber’. Die Darmstädter Totenmaske Shakespeares”, Wiesbadener Kurier (23. Juni 1995):

“Die umstrittene Totenmaske William Shakespeares ist offenbar echt. Zu diesem Ergebnis kommt die Mainzer Anglistin Hildegard Hammerschmidt-Hummel, die, wie bereits kurz gemeldet, die Gipsmaske sowie verschiedene zeitgenössische Porträts des englischen Dramatikers mit Hilfe von Experten des Bundeskriminalamts untersucht hat. In der Maske seien winzige Haare aus der Augenpartie Shakespeares gefunden worden. ‘Damit besitzen wir ein Stück von ihm selber.’

Sollte Hammerschmidt recht behalten, käme dies einer wissenschaftlichen Sensation gleich, denn die Echtheit der Maske ist von namhaften Vertretern der Fachwelt immer wieder bezweifelt worden. [...]

Von allen existierenden Shakespeare-Bildnissen galten unter Experten nur zwei Werke als zeitgenössisch und authentisch: Ein Kupferstich, der sich in der ersten Gesamtausgabe von Shakespeares Werken aus dem Jahre 1623 befindet, sowie eine Kalksteinbüste im Geburtsort des Dichters Stratford-upon-Avon, die etwa ebenso alt ist. Beide Bildnisse stammen damit vermutlich erst aus der Zeit nach Shakespeares Tod [1616].

Zwei weitere Gemälde dagegen - das sogenannte Chandos- und das sogenannte Flower-Porträt - galten in der Fachwelt bislang als spätere Fälschungen, das Chandos-Porträt gar als Abbild einer ganz anderen Person. Zu Unrecht, wie Hammerschmidt erklärt. Bei einem Vergleich des Gesichtsaufbaus hätten die BKA-Experten nicht weniger als 17 Übereinstimmungen gefunden. Nach dem Gutachten der Wiesbadener Behörde sei ‘davon auszugehen, daß alle Porträts mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein und dieselbe Person darstellten.’

Entscheidend ist nach Ansicht der Mainzer Anglistin ein körperliches Merkmal, auf das in der bisherigen Forschung kaum geachtet wurde. Wie auf allen drei Porträts sichtbar, litt Shakespeare offenbar an einer krankhaften Veränderung des linken Augenlids und der linken Tränendrüse. Beide Veränderungen waren nach einem medizinischen Gutachten der Wiesbadener Horst-Schmidt-Kliniken offenbar tumorähnliche Schwellungen.

Diese lassen sich auch an der Totenmaske wiederfinden, wenn auch in weit schwächerer Form als auf den Bildern sichtbar. ‘Dafür gibt es mehrere Erklärungen’, sagte Hammerschmidt. So habe unter anderem der fehlende Blutdruck bei dem Toten die Schwellung zurückgehen lassen. Auch habe der Gips auf die Schwellung gedrückt. Dennoch ist sich die Anglistin sicher: ‘Die Maske ist ein treues Abbild des Dichters.’”


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