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Aktualisiert: 01. Oktober 2007 / updated: 01 October 2007



c. Gutachterliche Stellungnahmen / Expert opinions

 

Gutachterliche Stellungnahme zu der TV-Produktion “Much Ado About Something” der Produktionsgesellschaft ‘Helpful Eye Productions’ 2001

Das von ‘Helpful Eye Productions’ vorgelegte Filmmaterial mit dem kryptischen Titel “Much Ado About Something”, das als dokumentarische Aufbereitung des bisher bekannten Lebens des großen englischen Dichters und Dramatikers William Shakespeare aus Stratford-upon-Avon angekündigt wurde und zunächst auch vielversprechend mit einem berühmten und authentischen Bildnis Shakespeares, dem sogenannten Chandos-Porträt, mit der Büste des Barden in der Kirche zu Stratford und mit Ansichten seiner weltbekannten Grabinschrift beginnt, eindrucksvoll untermalt mit Ausschnitten aus der Totengräber-Szene des Hamlet-Films von Kenneth Brannagh, entpuppt sich jedoch sehr bald als einseitige Darstellung einer der inzwischen mehr als fünfzig verschiedenen Verfasserschaftstheorien, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von Laien in die Welt gesetzt wurden und in der seriösen Shakespeare-Forschung als indiskutabel gelten. Man hat es daher bisher nicht für notwendig befunden, sich mit ihnen ernsthaft auseinanderzusetzen.

Dem Film, durch den ein im allgemeinen unsichtbar, aber keineswegs neutral bleibender Moderator, Interviewer und Kommentator führt (es ist Regisseur Michael Rubbo, ein australischer Filmemacher), liegt ein einziges großes Interesse zugrunde: Christopher Marlowe als den Verfasser der Werke William Shakespeares auszugeben. Es handelt sich um eine Aneinanderreihung von vorgefaßten Meinungen von Privatpersonen ohne jede Fachkompetenz und von Interviews mit inquisitorischem Charakter, in denen auf unseriöse Art und Weise und teils mit suggestiven Mitteln, solange gefragt wird, bis ‘brauchbare’ Aussagen vorliegen, die der Interviewer dann zurechtstutzt und als Bestätigung der Marlowe-These verwendet. Selbst bedeutende orthodoxe Shakespeare-Forscher werden zu Aussagen gedrängt, die anschließend falsch gedeutet, umgebogen und/oder instrumentalisiert werden.

So wird - nach zahlreichen Interviews mit Laien - auch Prof. Stanley Wells, Chairman des Shakespeare Centre in Stratford, von Rubbo befragt und als “einer der größten Shakespeare-Forscher” eingeführt, der bereit sei, “Marlowe zu unterstützen.” (“One of the greatest Shakespearian scholars is ready to endorse Marlowe.”) In dem gegebenen Kontext aber kann der Zuschauer dies nur so deuten, als unterstütze selbst Stanley Wells die These, nicht Shakespeare, sondern Marlowe habe die Werke geschrieben, die Shakespeares Namen tragen. In Wirklichkeit sagte Wells: “Wenn Shakespeare im Alter von Marlowe gestorben wäre, würden wir nun wohl Marlowe als den größeren Dramatiker betrachten.” (“If Shakespeare had died at the age Marlowe died we should now regard Marlowe as the greater Dramatist.”)

Neben Professor Wells werden auch andere namhafte Shakespeare-Forscher befragt - etwa Prof. Jonathan Bate und Prof. Andrew Gurr. Man kann sich allerdings des Eindrucks nicht erwehren, daß die Experten hier von den Laien vorgeführt werden. Mit spitzfindigen Fragen zu bisher rätselhaft gebliebenen Textstellen in Shakespeares Werk werden sie sozusagen in die Enge getrieben und gelegentlich zu Antworten genötigt, die dann in redigierter Form als Bestätigung für die Marlowe-These herangezogen werden.

Alles dies war wohl in erster Linie deshalb möglich, weil die internationale, aber auch die deutsche Shakespeare-Forschung in den letzten einhundert Jahren den Shakespeareschen Text, seine Edition und Rezeption und später auch die verschiedensten literaturwissenschaftlichen Theoriekonzepte ins Zentrum stellte und dabei vernachlässigte, Leben, Zeit und Werk William Shakespeares systematisch und transdisziplinär vernetzt zu erforschen - auf der Basis der alles in allem sogar reichlich vorhandenen historischen und kulturhistorischen Quellen. Anders gewendet: Wenn den Vertretern der altehrwürdigen Shakespeare-Forschung mit der Dokumentation “Much Ado About Something” nun gleichsam auf der Nase herumgetanzt werden kann, so deshalb, weil sie das Feld ‘Biographie und literarisches Schaffen Shakespeares im Kontext der Zeitgeschichte’ über einen viel zu langen Zeitraum unbestellt ließen. Wen wundert es, daß sich dort in der Zwischenzeit die Laien versammelt haben.

In “Much Ado About Something” werden nicht nur die Statements der Experten ‘hingebogen’, sondern auch die entscheidenden historischen Quellen und authentischen schriftlichen Zeugnisse des 16. und frühen 17. Jahrhunderts ignoriert oder verfälschend wiedergegeben.

So sieht einer der Vertreter der Marlowe-These - es handelt sich um einen amerikanischen Geschäftsmann - in der simplen Formulierung der englischsprachigen Inschrift des Shakespeareschen Grabmonuments - “Lies, wenn du kannst, wen der Tod an diese Stätte gebracht” - ein großes noch zu entschlüsselndes Rätsel. Schon in der einfachen Aufforderung ‘Lies, wenn du kannst’, die natürlich vor dem Hintergrund der damals zwar weit fortgeschrittenen, aber längst noch nicht abgeschlossenen Alphabetierung der englischen Bevölkerung zu sehen ist, glaubt der eifrige Businessman einen versteckten Hinweis auf etwas Verborgenes zu erkennen, das es aufzudecken gilt. Vor laufender Kamera verkündet er dann die Lösung: “Der Tod habe jemanden in dieses Monument gelegt - zusammen mit Shakespeare” (“Death has placed someone in this monument with Shakespeare”). Das ist schlichtweg haarsträubend.

Diese ca. 1617 in schwarzen Marmor gemeißelte englische Inschrift, deren Sinn niemandem Schwierigkeiten bereiten dürfte, lautet in deutscher Übersetzung:

Wandrer, Verweil, warum gehst du so rasch nur vorbei?

Lies, wenn du kannst, wen der neidische Tod

an diese Stätte gebracht: Shakespeare,

mit dem Geist und Witz starben,

Dessen Name sein Denkmal mehr ziert als kostbarster Schmuck:

Denn alles, was er verfasst und geschaffen,

Wird die lebenden Dichter zu seinen Nachahmern machen.*

Daß sich unmittelbar über dieser Inschrift noch eine weitere ganz besonders wichtige - lateinische - Inschrift befindet, unterschlagen Interviewer und Befragter allerdings. Es handelt sich - wie schon bei den zitierten Versen - um eine gesicherte authentische zeitgenössische Quelle, die Teil des Shakespeareschen Grabmonuments ist, eines zeittypischen Dichter- und Gelehrten-Grabdenkmals im jakobäischen Renaissance-Stil, und der Nachwelt über den literarischen Genius William Shakespeares aus Stratford Auskunft gibt.

Dieses einzigartige schriftliche Zeugnis lautet im Original:

 

Ivdicio Pylivm, Genio Socratem, Arte Maronem

terra tegit, popvlvs mæret, olympvs habet.

 

Und in der von Dieter Wuttke besorgten Übersetzung:

 

Den, der an Urteilskraft ein Nestor,

an Begabung ein Sokrates,

an Kunst ein Vergil,

bedeckt die Erde,

betrauert die Menge,

beheimatet der Olymp.

 

Die historische Quellenlage mit Bezug auf die Identität Shakespeares ist eindeutig; eindeutig ist sie auch hinsichtlich seiner Verfasserschaft an den Werken, die seinen Namen tragen. Keiner der zahlreichen, oft herausragenden Zeitgenossen Shakespeares, die den unsterblichen Dichter kannten und schon zu seinen Lebzeiten rühmten, wäre jemals auf die unsinnige Idee verfallen, ihm die Werke abzusprechen. Dies tat erstmals - sieht man von einigen früheren unqualifizierten Bemerkungen ab - die Amerikanerin Delia Bacon, die Tochter eines Pioniers, die nur sporadisch (und insgesamt nicht länger als ein Jahr) die Schule besuchen konnte. Sie setzte in der Mitte des 19. Jahrhunderts die irrige These in die Welt, nicht William Shakespere aus Stratford, den sie - aus Mangel an historischem und kulturgeschichtlichem Sachwissen - irrtümlicherweise für völlig ungebildet hielt, sondern ein anderer, gebildeter, weitgereister, sprachkundiger Zeitgenosse, der die höfischen Sitten und Verhältnisse kannte, müsse das Werk verfaßt haben. Sie kam sehr schnell auf ihren Namensvetter Francis Bacon, von dem sie später - in geistiger Umnachtung - sogar abzustammen glaubte.

Inzwischen gibt weit über 50 Kandidaten, Königin Elisabeth I. eingeschlossen. Besonders favorisiert wurde in den vergangenen Jahren - auch im deutschen Sprachraum - der Earl of Oxford. Dem österreichischen Journalisten Walter Klier, einem Nichtfachmann, war es mit seinem Taschenbuch Das Shakespeare-Komplott (2. Aufl. 1997) gelungen, Oxford als angeblichen Verfasser des Shakespeareschen Werks erneut ins Spiel zu bringen und die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen. Zuletzt wurde die Oxord-These sogar sehr prominent in Literaturen (März / April 2001) dargestellt, als Sigrid Löffler Klier und anderen Oxfordianern ein großes Forum zur Verbreitung ihrer Fehlmeinung gab. Die Shakespeare-Experten hatten dafür nur ein Kopfschütteln übrig, wußten sie doch, daß es sich in Wirklichkeit um eine siebzig Jahre alte, längst ad acta gelegte und nun wieder aufgewärmte These handelte, für die es - ebensowenig wie für alle anderen Spekulationen dieser Art - keinen einzigen stichhaltigen Beleg, aber zahllose Gegenbeweise gibt.

In der Dokumentation “Much Ado About Something” wird uns nun eine weitere der eigentlich längst vergessen geglaubten Verfasserschaftsthesen wieder aufgetischt. Sie stammt von dem amerikanisch Privatmann Calvin Hoffmann, der - ebenfalls kein Fachmann - sich partout in den Kopf gesetzt hat, der im Mai 1593 in einem Wirtshaus in Deptford in Anwesenheit von zwei Regierungsspitzeln erstochene Dramatiker und Regierungsspion Christopher Marlowe sei der Verfasser der Werke Shakespeares.

Marlowe, so die kühne Behauptung, sei nicht ermordet worden, sondern auf den Kontinent entkommen. Erst als er verschwand, sei William Shakespeare auf der Bildfläche erschienen. Und: Shakespeare sei lediglich ein Strohmann für Marlowe gewesen, der seine Werke im Exil geschrieben und sie an den Mann aus Stratford weitergeleitet habe. Shakespeare habe sie aufführen und später unter seinem Namen publizieren lassen.

Auch diese These steht in eklatantem Widerspruch zu den gesicherten historischen Zeugnissen. Ein einziges Beispiel genügt bereits, um sie zu widerlegen. Im September 1592 bilden beide Autoren das Zentrum einer heftigen und bösartigen Attacke: der bereits seit Jahren berühmte Dramatiker und Dichter Christopher Marlowe (1564-1593) aus Canterbury und William Shakespeare (1564-1616) aus Stratford-upon-Avon. Letzterer hatte zu Beginn des Jahres 1592 - nach den sieben sogenannten ‘verlorenen Jahren’ (1585-92), für die es nun dokumentarische Nachweise gibt - die Bühne der englischen Hauptstadt betreten und sogleich als Bühnenautor Furore gemacht. Beide Autoren, Marlowe und Shakespeare, wurden von dem damals wichtigsten älteren Bühnenschriftsteller Robert Greene, der im Sterben lag, teils ehrenrührig angegriffen. Doch nur für Shakespeare erfolgte nur wenige Wochen später eine schriftliche und gedruckte Ehrenrettung, und zwar durch den Londoner Drucker und Dramatiker Henry Chettle. Chettle rühmte Shakespeares nobles Verhalten und die begnadete Art seines Schreibens und stützte sich dabei auch auf das Zeugnis bedeutender hochgestellter Zeitgenossen, den Autor William Shakespeare kannten und ganz besonders schätzten. Für Marlowe aber, den Chettle aus bestimmten Gründen geringschätzte (vermutlich wegen seines Anstoß erregenden Lebenswandels, seines unverdeckten Atheismus und seiner Homosexualität), unterließ er dergleichen und sagte es auch. Schon dieser historisch dokumentierte Sachverhalt zeigt, daß Calvin Hoffmann von vornherein von falschen Voraussetzungen ausging.

Auf der krampfhaften Suche nach Belegen für seine These, ließ Hoffmann sogar das Grab des elisabethanischen Geheimdienstchefs Thomas Walsingham öffnen. Die Szene wird in der “Much Ado About Something” gruselerregend und publikumswirksam nachgestellt. Erklärt wird im Film auch, warum gerade dieses Grab geöffnet wurde: Walsingham, so heißt es, sei Marlowes Patron gewesen. Deshalb glaubte Hoffmann, in diesem Grab die ersehnten Dokumente zu finden. Natürlich fand er nichts - wie die befragten Augenzeugen vor laufender Kamera noch einmal bestätigten. Hoffmanns Annahme, im Grab Walsinghams literarische Manuskripte Marlowes bzw. Shakespeares finden zu können, war von vornherein abwegig. Denn der Geheimdienstchef war zuvorderst Marlowes Auftrag- und Arbeitgeber in dessen Eigenschaft als Regierungsspitzel. Marlowe war als Spion nach Flandern und Frankreich entsandt worden. In Reims sollte er die Lehrenden und Studierenden des Englischen Kollegs (Collegium Anglicum) ausforschen, also die Insassen der katholischen englischen Ausbildungsstätte auf dem Kontinent. Unzählige junge englische Katholiken, die Oxford und Cambridge wegen des dort obligatorischen Suprematseids mieden, erhielten damals im Collegium Anglicum in Douai bzw. Reims - zum Ärger der englischen Regierung - ihre akademische Grundausbildung. Dort muß auch der junge Shakespeare sein großes akademisches Wissen erworben haben.

Was Hoffmann und seine Anhänger in ihrem Übereifer übersahen bzw. nicht erkannten, daß Marlowe aus der Sicht der Regierung etwas Unverzeihliches getan hatte: er hatte sich in seinem Report überraschenderweise ausgesprochen positiv über die Katholiken des Englischen Kollegs in Reims geäußert und die englischen Protestanten als ‘scheinheilige Esel’ (‘hypocrite asses’) beschimpft. Vor diesem historischen Hintergrund müssen wir die Wirthausszene in Deptford sehen, bei der der Regierungsspion Marlowe sein Leben verlor.

Hoffmann gab auch nach der ergebnislos verlaufenen Öffnung des Walsingham-Grabs nicht auf. Vor einer Kamera der BBC gab er 1954 zu Protokoll, seine Theorie sei so solide und sicher wie zuvor. Es gelang dem von seiner Idee besessenen Amerikaner sogar, eine Engländerin als Mitstreiterin zu gewinnen. Ihr Name: Dolly Walker-Wraight. Hoffmann brachte Dolly - wie sie im Film genannt wird - dazu, seine fixe Idee ganz und gar zu adoptieren. Denn sie war es, die - zum Zweck der natürlich auch heute noch ausstehenden Beweisführung, daß Marlowe der Urheber der Werke Shakespeares gewesen sei - vor dreißig Jahren eine Marlowe-Society gründete, deren Vorsitzende sie wurde und noch heute - knapp achtzigjährig - ist. Um Hoffmanns und ihr eigenes Ziel zu erreichen, scheut sich Dolly nicht, auch die abenteuerlichsten Begründungen anzuführen. Dabei kann sie sich nicht auf historische Fakten, sondern lediglich auf von ihr zurechtgelegte Deutungen der Shakespeareschen Sonette stützen.

Zu den weiteren Mitstreitern Hoffmanns, die vor Kamera nicht nur läppische und in sich widersprüchliche, sondern auch den historischen Tatsachen widersprechende Aussagen machen, gehören ein redseliger amerikanischer Kleinunternehmer, der einen kleinen Privatfriedhof betreibt und - nebenbei - auch noch zu beweisen versucht, daß Shakespeare nicht Shakespeare, sondern Marlowe war, ferner ein Management Consultant, dessen professionelles Auftreten überzeugen soll, ein englischer Antiquar und Buchhändler aus Canterbury, dessen Ehefrau nicht nur im Film den Ansichten ihres Mannes permanent widerspricht, der Autor eines Kriminalromans, ein britischer Englischlehrer und ein deutschstämmiger Industriechemiker, der am Ende des Films sogar als Gelehrter (‘scholar’) ausgegeben wird.

Die altehrwürdig scheinende Marlowe-Society mit dem klingenden Namen des großen englischen Dramatikers Christopher Marlowe, mit dem Shakespeare zu Beginn seiner eigenen einzigartigen literarischen Karriere in Konkurrenz stand, ist ein kleiner skurril anmutender Club, der sich regelmäßig in den oberen Räumen eines Pubs in Canterbury trifft. Der Chairman erklärt vor laufender Kamera mit windigen Worten, ob man es nun glaube oder nicht, daß Marlowe Shakespeare sei, viele Leute glaubten eben, es gäbe ‘überwältigende Beweise’ dafür, daß Marlowe Shakespeare gewesen sei. Hinter der Marlowe-Society vermutet man auch in England zunächst gutgläubig eine Gesellschaft, die sich mit Leben und Werk Christopher Marlowes befaßt. Denn niemand kommt ohne weiteres auf den Gedanken, daß es das Ziel dieser Vereinigung ist, Shakespeare das geistige Eigentum abzuerkennen. Als Vorsitzende der Marlowe-Society verschafft sich Dolly mit britischer Distinguiertheit Zugang zu den ersten Adressen des Landes, etwa dem Corpus Christ College in Cambridge, das Marlowes Porträt aufbewahrt. Einstellungen, die Dolly bei einem Telefonat mit dieser erlauchten Institution zeigen, aber auch Bilder von den Hallen und Kreuzgängen der Universität Cambridge, an der Marlowe studiert hat, sollen den Zuschauer beeindrucken und ihn am Ende für die abstruse These gewinnen, Marlowe sei Shakespeare gewesen.

Hoffmann, der gegen Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts starb, hat - wie aus der Dokumentation hervorgeht - Vorkehrungen getroffen, daß seine These nicht nur in der Marlowe-Society am Leben erhalten wird. Denn er hinterließ der ehemaligen Lateinschule Marlowes in Canterbury ca. 1,5 bis 2 Millionen DM Preisgeld. Erhalten soll es, wer eines Tages beweisen kann, daß Christopher Marlowe Shakespeares Werke geschrieben hat. Dieser große finanzielle Anreiz wird also auch in Zukunft dafür sorgen, daß die unsinnige Suche nach Beweisen für Marlowe als Shakespeare weitergeht. Daß das viele Geld dem Mißbrauch Tür und Tor öffnet und dazu verleitet, die Dinge umzubiegen, die historischen Fakten zu mißachten bzw. zu unterschlagen oder gar - in Ermangelung von Dokumenten - diese zu fälschen, hat Hoffmann offensichtlich nicht gestört. Das ausgesetzte hohe Preisgeld macht eines jedoch klar: daß Hoffmann und seine Anhänger bisher nichts bewiesen haben. Dennoch erwecken sie beim Zuschauer den gegenteiligen Anschein.

Zusammenfassend ist festzustellen, daß das Rohmaterial von “Much Ado About Something” keine geeignete Ausgangsbasis ist für eine ernstzunehmende Darstellung der über Leben und Persönlichkeit William Shakespeares bekannten Fakten. Freilich gibt es hier bekanntlich eine ganze Reihe von Fragen, die bisher noch nicht beantwortet werden konnten. Dadurch konnte jenes Vakuum entstehen, das zum Nährboden für kühnste Phantasien wurde. Viele dieser Fragen lassen sich nun, da bewiesen werden konnte, daß der Dichter heimlicher Katholik und im katholischen Untergrund aktiv tätig war, schlüssig beantworten.

Es sollte daher möglich sein, im Rahmen einer speziellen Shakespeare-Serie mit Präsentationen seiner Werke auch eine spannende - tatsachengerechte - TV-Dokumentation über Shakespeares Leben zu bringen, über seinen Werdegang, seine Persönlichkeit und sein literarisches Wirken, und zwar vor dem Hintergrund der damaligen Zeitgeschichte.

 

5. März 2002

Hildegard Hammerschmidt-Hummel

* Übersetzung: Hildegard Hammerschmidt-Hummel. Das Original lautet: Stay Passenger Why Goest Thou by so fast? / Read if thou canst, whom envious death hath plast [Placed] / within this monument shakespeare : with whom / quick nature died : whose name doth deck the tomb / far more then cost : sieh [since] all, that he hath writ, / leaves living art, but page, to serve his wit. / Obiit aÑo Do' 1616 / Ætatis . 53 die 23 ap r.

 

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