Hildegard Hammerschmidt-Hummel - Homepage
(Falls Sie eine Seitennavigation vermissen, weil Sie diese Seite von einer Suchmaschine[z.B. Google] aus aufgerufen haben, klicken Sie bitte auf den o.a. Link.)
Aktualisiert: 01. Oktober 2007 / updated: 01 October 2007


Pressemitteilungen / Press Releases

Das Sanders-Porträt / The Sanders portrait


c . Leserbrief

“Shakespeare - oder nicht?”, Neue Zürcher Zeitung (26. November 2002):

Im Sommer 2001 sorgte das sogenannte Sanders-Porträt als angeblich einziges echtes Shakespeare-Bildnis in der internationalen Presse für viel Aufsehen. Inzwischen gibt es das geschickt vermarktete Buch «Shakespeare's Face» der kanadischen Journalistin Stephanie Nolen, das am 17. 10. 02 von Stefana Sabin in der NZZ vorgestellt wurde. Der Geschäftsmann Sanders hatte an seinem Porträt für rund 100 000 kanadische Dollar wissenschaftliche Untersuchungen durchführen lassen, darunter eine Röntgenaufnahme des Gemäldes, die ergab, das nach dessen Entstehung nichts verändert wurde, und eine Untersuchung mit der Radiocarbon-Methode an einem Stückchen Leinwand, das, in späterer Zeit an seine Rückseite geheftet, die handschriftliche Inschrift enthält: «Shakespeare, Born April 23, 1564 Died April 23, 1616 Aged 52 This Likeness taken 1603 Age at that time 39 ys.» Dieser kleine Leinwandrest ist 340 Jahre alt (±50), wurde somit zwischen 1611 und 1711 hergestellt und reicht altersmässig nicht an die Entstehungszeit des Bildes (1603) heran.
Tinte und Handschrift liess Sanders nicht untersuchen. Nur so hätte man feststellen können, wann die Beschriftung erfolgte. Leider hat der Eigentümer auch keine Identitätsprüfung durch Experten durchführen lassen. Um diese bat ich den Sachverständigen des Bundeskriminalamts, Reinhardt Altmann, der zwei unabhängige Testverfahren zur Identitätsfeststellung anwandte, und zwar auf der Basis des authentischen und bestätigten Porträtstichs in der ersten Werkausgabe Shakespeares von 1623 und der weiteren echten Shakespeare-Bildnisse (Chandos- und Flower- Porträt sowie Darmstädter Shakespeare-Totenmaske). In Altmanns Bildgutachten vom 8. August 2001 ist von extremen Unterschieden einzelner Gesichtsteile, auch der Gesichtsumrissform, die Rede. Sein Fazit: Der Bildvergleich spreche «gegen eine Identität». Ein entsprechender Pressetext wurde im August 2001 bekannt gegeben und im September 2001 in der Fachzeitschrift «Anglistik» veröffentlicht. Dieser müsste auch Stefana Sabin bekannt gewesen sein.

Prof. Hildegard Hammerschmidt-Hummel
Johannes-Gutenberg-Universität (Mainz)