Hildegard Hammerschmidt-Hummel - Homepage
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Aktualisiert: 01. Oktober 2007 / updated: 01 October 2007

Die verborgene Existenz des William Shakespeare

The hidden existence of William Shakespeare

c. Repliken / Replies

Auszug aus dem Leserbrief der Autorin zu Peter Zitzmann, “Ein verkappter Katholik? Eine neue Sicht auf unerforschte Jahre im Leben Shakespeares”, Frankfurter Allgemeine Zeitung (18. Mai 2001):

“Peter Zitzmann macht sich in seinem Artikel "Ein verkappter Katholik? (FAZ - Rhein-Main-Zeitung, 18.05.2001) leider nicht die Mühe, die wichtigsten Forschungsergebnisse meines Buches Die verborgene Existenz des William Shakespeare und ihre Beweisführung auf der Grundlage neuer bzw. neu erschlossener zeitgenössischer Quellen auch nur einigermaßen vollständig und annähernd richtig darzustellen.
Schon das erste Beispiel, auf dem das pauschale und abschätzige Urteil des Rezensenten gründet, ist sachlich [...] unkorrekt. Zitzmann behauptet: Mein Buch enthalte "zahlreiche aus Vermutungen zu Thesen gebündelte Indizien für eine katholische Existenz des Dichters, doch keine Beweise". In seiner anschließenden Begründung heißt es: "Die Tatsache, daß ein Shakespeare-Porträt auf einem übermalten Madonnenbild entstand, wertete sie als ersten Beleg, daß sein Vater ein aktiver Katholik gewesen sei, als wahrscheinlichen Hinweis auf eine katholische Erziehung." Hätte der Rezensent [...] den allerersten Satz der Einleitung meines Buches gelesen, hätte er gewußt, daß das mit Shakespeares Porträt übermalte Marienbild nur den Anstoß zu meinen Forschungen gegeben hat.
Für den Katholizismus John Shakespeares, Williams Vater, gibt es einen handfesten Beweis: das von ihm ausgefüllte und unterschriebene geistliche (Borromeosche) Testament, mit dem er seinen katholischen Glauben schriftlich bekannte und dessen Besitz Hochverrat war.
Daß William katholisch erzogen wurde, zeigt der strenge Katholizismus beider Elternteile, seiner Verwandten und seines Stratforder Lateinschullehrers (1571-75), der sogar noch Priester und Jesuit wurde und schließlich am Stuhl von St. Peter in Rom von 1580 bis zu seinem Tod (1585) das Amt des englischen Beichtvaters bekleidete.
Alles dies nimmt Zitzmann nicht zur Kenntnis ebensowenig wie das Testament des reichen adeligen Katholiken Alexander Hoghton aus dem Jahre 1581, in dem der damals 17jährige Shakespeare besonders bedacht wurde. Der Dichter war in Hoghtons Adelshaushalt aber nicht nur (illegaler katholischer) Privatlehrer, sondern auch Mitglied einer geheimen Organisation - ganz offensichtlich der Catholic Association (gegr. 1580), deren junge Mitglieder die blutig verfolgten katholischen (Missions-)Priester schützten. Letzteres konnte ich in den bisher von dem englischen Experten Honigmann als unverständlich deklarierten Passagen dieser testamentarischen Verfügung aufdecken.
Auch meine besonders wichtige historische Quelle (Shakespeares Urkunde über den Erwerb des östlichen Torhauses des ehemaligen Klostergeländes Blackfriars zusammen mit drei Treuhändern) wertet Zitzmann leichtfertig ab [...]. Der äußerst komplizierte Treuhänderkaufvertrag sorgte - laut Gutachten eines Rechtsexperten der Universität Frankfurt - dafür, daß der Zweck der Erwerbung über Shakespeares Tod hinaus erfüllt wurde. Es ist vielfach quellenmäßig belegt, daß das östliche Torhaus schon seit Jahrzehnten die Anlaufstelle für flüchtige katholische Priester war. Dort erhielten sie Unterschlupf und Fluchthilfe über Themse und Kanal. Nach der Pulververschwörung (1605) konnte der nach dem Superior meistgesuchte englische Jesuit John Gerard auf diese Weise fliehen. Das nördliche Torhaus der alten Klosteranlage beherbergte eine heimliche katholische Kirche, was bei einem schweren Unglück (1623) bekannt wurde. Natürlich war Shakespeares kostspieliger Hauskauf in London (es war sein einziger in der englischen Hauptstadt) vor dem Hintergrund der Funktion dieses Gebäudes - ein erheblicher Beitrag des Dichters für den Fortbestand des englischen Katholizismus.
[...] In meinem Buch wird ausführlich dargestellt, wie eine Fülle von Indizien mich zu der Annahme bewogen haben, Shakespeare müsse 1585 in Rom gewesen sein. Meine hierdurch veranlaßten Nachforschungen im Pilgerbuch Nr. 282 (1580-1656) im Englischen Kolleg in Rom führten deswegen mit dem Auffinden von insgesamt sogar vier auf die Anwesenheit Shakespeares deutlich hinweisenden Pseudonymen zu keinem für sich allein sprechenden Zufallsergebnis. Diese Funde ordnen sich vielmehr in überraschend stimmiger Weise in die von mir erforschten biographischen Zusammenhänge ein, die damit noch einmal bestätigt werden. Zitzmann streift meine Rom-Funde zwar kurz, aber er spielt sie in unzulässiger Weise herunter, so wie es schon Tobias Döring, ein junger wiss. Mitarbeiter am Englischen Seminar der Freien Universität Berlin und übrigens auch kein Experte für die Biographie Shakespeares, in seiner Satire "Shakespeare in geheimer Mission" (FAZ, 19.04.2001) tat, wobei er sich über die von ernsthaften Wissenschaftlern beklagten Beschädigungen dieser wertvollen historischen Quelle lustig machte.”

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