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Die verborgene Existenz des William Shakespeare
The hidden existence of William Shakespeare
c. Repliken / Replies |
Auszug aus dem Leserbrief der Autorin zu Peter
Zitzmann, “Ein verkappter Katholik? Eine neue Sicht auf unerforschte
Jahre im Leben Shakespeares”, Frankfurter Allgemeine
Zeitung (18. Mai 2001):
“Peter Zitzmann macht sich in seinem Artikel "Ein
verkappter Katholik? (FAZ - Rhein-Main-Zeitung, 18.05.2001) leider nicht
die Mühe, die wichtigsten Forschungsergebnisse meines Buches Die
verborgene Existenz des William Shakespeare und ihre Beweisführung
auf der Grundlage neuer bzw. neu erschlossener zeitgenössischer Quellen
auch nur einigermaßen vollständig und annähernd richtig
darzustellen.
Schon das erste Beispiel, auf dem das pauschale und abschätzige Urteil
des Rezensenten gründet, ist sachlich [...] unkorrekt. Zitzmann behauptet:
Mein Buch enthalte "zahlreiche aus Vermutungen zu Thesen gebündelte
Indizien für eine katholische Existenz des Dichters, doch keine Beweise".
In seiner anschließenden Begründung heißt es: "Die
Tatsache, daß ein Shakespeare-Porträt auf einem übermalten
Madonnenbild entstand, wertete sie als ersten Beleg, daß sein Vater
ein aktiver Katholik gewesen sei, als wahrscheinlichen Hinweis auf eine
katholische Erziehung." Hätte der Rezensent [...] den allerersten
Satz der Einleitung meines Buches gelesen, hätte er gewußt,
daß das mit Shakespeares Porträt übermalte Marienbild
nur den Anstoß zu meinen Forschungen gegeben hat.
Für den Katholizismus John Shakespeares, Williams Vater, gibt es
einen handfesten Beweis: das von ihm ausgefüllte und unterschriebene
geistliche (Borromeosche) Testament, mit dem er seinen katholischen Glauben
schriftlich bekannte und dessen Besitz Hochverrat war.
Daß William katholisch erzogen wurde, zeigt der strenge Katholizismus
beider Elternteile, seiner Verwandten und seines Stratforder Lateinschullehrers
(1571-75), der sogar noch Priester und Jesuit wurde und schließlich
am Stuhl von St. Peter in Rom von 1580 bis zu seinem Tod (1585) das Amt
des englischen Beichtvaters bekleidete.
Alles dies nimmt Zitzmann nicht zur Kenntnis ebensowenig wie das Testament
des reichen adeligen Katholiken Alexander Hoghton aus dem Jahre 1581,
in dem der damals 17jährige Shakespeare besonders bedacht wurde.
Der Dichter war in Hoghtons Adelshaushalt aber nicht nur (illegaler katholischer)
Privatlehrer, sondern auch Mitglied einer geheimen Organisation - ganz
offensichtlich der Catholic Association (gegr. 1580), deren junge Mitglieder
die blutig verfolgten katholischen (Missions-)Priester schützten.
Letzteres konnte ich in den bisher von dem englischen Experten Honigmann
als unverständlich deklarierten Passagen dieser testamentarischen
Verfügung aufdecken.
Auch meine besonders wichtige historische Quelle (Shakespeares Urkunde
über den Erwerb des östlichen Torhauses des ehemaligen Klostergeländes
Blackfriars zusammen mit drei Treuhändern) wertet Zitzmann leichtfertig
ab [...]. Der äußerst komplizierte Treuhänderkaufvertrag
sorgte - laut Gutachten eines Rechtsexperten der Universität Frankfurt
- dafür, daß der Zweck der Erwerbung über Shakespeares
Tod hinaus erfüllt wurde. Es ist vielfach quellenmäßig
belegt, daß das östliche Torhaus schon seit Jahrzehnten die
Anlaufstelle für flüchtige katholische Priester war. Dort erhielten
sie Unterschlupf und Fluchthilfe über Themse und Kanal. Nach der
Pulververschwörung (1605) konnte der nach dem Superior meistgesuchte
englische Jesuit John Gerard auf diese Weise fliehen. Das nördliche
Torhaus der alten Klosteranlage beherbergte eine heimliche katholische
Kirche, was bei einem schweren Unglück (1623) bekannt wurde. Natürlich
war Shakespeares kostspieliger Hauskauf in London (es war sein einziger
in der englischen Hauptstadt) vor dem Hintergrund der Funktion dieses
Gebäudes - ein erheblicher Beitrag des Dichters für den Fortbestand
des englischen Katholizismus.
[...] In meinem Buch wird ausführlich dargestellt, wie eine Fülle
von Indizien mich zu der Annahme bewogen haben, Shakespeare müsse
1585 in Rom gewesen sein. Meine hierdurch veranlaßten Nachforschungen
im Pilgerbuch Nr. 282 (1580-1656) im Englischen Kolleg in Rom führten
deswegen mit dem Auffinden von insgesamt sogar vier auf die Anwesenheit
Shakespeares deutlich hinweisenden Pseudonymen zu keinem für sich
allein sprechenden Zufallsergebnis. Diese Funde ordnen sich vielmehr in
überraschend stimmiger Weise in die von mir erforschten biographischen
Zusammenhänge ein, die damit noch einmal bestätigt werden. Zitzmann
streift meine Rom-Funde zwar kurz, aber er spielt sie in unzulässiger
Weise herunter, so wie es schon Tobias Döring, ein junger wiss. Mitarbeiter
am Englischen Seminar der Freien Universität Berlin und übrigens
auch kein Experte für die Biographie Shakespeares, in seiner Satire
"Shakespeare in geheimer Mission" (FAZ, 19.04.2001) tat, wobei
er sich über die von ernsthaften Wissenschaftlern beklagten Beschädigungen
dieser wertvollen historischen Quelle lustig machte.” |
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