(Falls Sie eine Seitennavigation vermissen, weil Sie diese Seite von einer Suchmaschine [z.B. Google] aus aufgerufen haben, klicken Sie bitte auf den o.a. Link.)
Aktualisiert: 17. September 2013 / updated: 17 September 2013
Die Shakespeare-Illustration (1594-2000). Bildkünstlerische
Darstellungen zu den Dramen William Shakespeares: Katalog, Geschichte, Funktion
und Deutung.
[Shakespearian Illustrations (1594-2000). Pictorial
representations to the plays of William Shakespeare: Catalogue, history, function
and interpretation]
d . Rezensionen und Stellungnahmen / Book Reviews and comments
Christoph Hautmann, Encountering the Other in the Illustrations of Shakespeare’s The Tempest and Othello in the Eighteenth and Nineteenth Centuries. Dissertation Wuerzburg, 2009, p. 47
Hildegard Hammerschmidt-Hummel’s essential three-volume collection of an overwhelming number of the visual renderings … is an invaluable companion for research in the field …
Michael Patterson, book review of Die Shakespeare-Illustration 1594-2000 [The Shakespeare Illustration]. Ed. By Hildegard Hammerschmidt-Hummel. Wiesbaden: Harrassowitz, 2003. 3 vols., pp. 1257 + illus., Theatre Research International 33 (2008), pp. 327-328 http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=2188440 - doi:10.1017/S0307883308004094
In 1946 the prominent German theatre scholar Horst Oppel began collecting images of Shakespeare’s characters and plays, eventually amassing a massive archive, which he intended to publish in ten volumes. His death in 1979 meant that the project had to be abandoned. Now, fortunately, under the auspices of the Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, the distinguished Shakespearian scholar Hildegard Hammerschmidt-Hummel has realised a modified form of Oppel’s project in this impressive three volume work.
Three thousand illustrations are reproduced here, from Henry Peacham’s crude sketch of Titus Andronicus in 1594 to abstract paintings of the late twentieth century. The first volume relates artistic responses to Shakespeare to the artistic style of the period (in the way that Stuart Sillars does so successfully for the eighteenth and early nineteenth centuries in his Painting Shakespeare, CUP, 2006.) We are led through the heroic and historical images of artists like Hogarth and Romney, the striking interpretations of Fuseli and Blake, Turner’s monumental visions, the flowing draperies and dramatic postures of the nineteenth century, the saccharine versions of the pre-Raphaelites, the fleeting images of artists like Slevogt, up to more recent surrealist and abstract interpretations. Volumes two and three contain reproductions ordered conveniently according to the play.
All this is supported by an extensive bibliography, details of the sources of all the illustrations, and a useful lexicon of their artists.
...
Yet again German scholarship has made a hugely significant contribution to Shakespeare. It would be an even greater contribution if these remarkable volumes could be translated into English.
***
„About Shakespeare“, Art Quarterly (August 2007), S. 66-67.

***
Auszug aus der Rezension von Dr. Klaus Schreiber, Herausgeber des Digitalen Rezensionsorgans für Bibliothek und Wissenschaft (vormals Informationsmittel für Bibliotheken - IFB), 12/2004:
Der Ursprung dieses Werkes geht auf den bekannten deutschen Anglisten und Shakespeare-Forscher Horst Oppel zurück, der 1946 ein Shakespeare-Bildarchiv gründete, das er nach seiner Emeritierung 1978 zu bearbeiten und herauszugeben beabsichtigte, wozu es - bedingt durch schwere Krankheit und baldigen Tod (1982) - nicht mehr kam. Seinen zahlreichen Schülern ist es jedoch zu danken, daß das Projekt nicht aufgegeben wurde, sondern mit Hife langjähriger Förderung durch die DFG und durch das Engagement der Mainzer Akademie der Wissenschaften, an der das Archiv seit 1996 untergebracht ist, mit dieser eindrucksvollen Publikation abgeschlossen werden kann, die - trotz der Zuarbeit zahlreicher Personen - das Werk der in Mainz lehrenden Anglistin und Shakespeare-Spezialistin (wie ihr Lehrer Oppel) Hildegard Hammerschmidt-Hummel ist. Ihr gelang es, die Sammlung Oppels von rund 1600 auf rund 7000 Illustrationen zu erweitern, und aus dieser großen Masse legt sie jetzt eine repräsentative Auswahl von “3000 zwischen 1594 und 2000 entstandene(n) bildkünstlerische(n) Darstellungen zu siebenunddreißig Dramen William Shakespeares” (S. XVIII) vor, die in allen denkbaren künstlerischen Illustrationstechniken von rund 550 Künstlern geschaffen wurden. Vermutlich gehören die Werke Shakespeares zu den - nach der Bibel - am häufigsten illustrierten literarischen Werken der Weltliteratur zusammen mit Dante, und wohl noch vor Cervantes und Goethe.
***
Auszug aus der Besprechung von Bernhard Geil, Journal für Kunstgeschichte, 8. Jahrgang 2004, Heft 3 (www.uni-landau.de/journal), S. 198-203:
Die hier anzuzeigende dreibändige Publikation beschäftigt sich mit der Rezeption sämtlicher siebenunddreißig Shakespeare-Dramen in der bildenden Kunst von den Anfängen (Ende des 16. Jahrhunderts) bis hin zu jüngsten künstlerischen Auseinandersetzungen (2000). War die wissenschaftliche Aufarbeitung von bildlichen Gestaltungen zum Werk William Shakespeares in Einzeluntersuchungen immer wieder unternommen worden, so hatte eine umfassende und benutzerfreundliche Darstellung in Form einer Bilddokumentation bisher ausgestanden. Erarbeitet wurde das Werk, das aus einem langjährigen Forschungsprojekt der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur hervorgegangen ist, von der Anglistin und ausgewiesenen Shakespeare-Kennerin Hildegard Hammerschmidt-Hummel, die also nicht nur als Herausgeberin fungiert, wie man aufgrund des Titels meinen könnte. Sein Kernstück bildet eine Auswahlsammlung von 3000 Darstellungen. Sie stammen aus dem von der Forscherin im Zuge ihrer Arbeit erheblich erweiterten und nun rund 7000 Bildwerke umfassenden Shakespeare-Bildarchiv der Akademie der Wissenschaften, das damit weltweit einzigartig ist.
Der erste Band (Teil 1) enthält einen geschichtlichen Überblick über die Shakespeare-Illustration, ein informatives Künstlerlexikon mit Kurzbiographien zu allen im Bild- und Katalogteil vertretenen Künstlern (weit über 500) sowie eine umfassende, vorzüglich klassifizierte Bibliographie. Hinzu kommen vier sehr hilfreiche Spezialregister (zu Künstlern, Stechern, Schauspielern und Shakespeare-Figuren), die den Materialreichtum aller drei Teile bequem erschließen. Den überaus schlüssig gegliederten Bild- und Katalogteil umfassen die beiden anderen Bände. Die Präsentation der Darstellungen erfolgt dort gegliedert nach Drama, Akt und Szene, wodurch es zu aufschlußreichen Gegenüberstellungen unterschiedlicher künstlerischer Auffassungen kommt. Im Anschluß an jedes der so dokumentierten Werke folgen noch die weiteren Rubriken ‘Figuren’, ‘Schauspieler’ (es handelt sich um Schauspieler-Rollenporträts) und ‘Simultandarstellungen’. Zusammen mit der Rubrik ‘Varia’, die den Katalog abschließt und freie Gestaltungen erfaßt, die nicht eindeutig bestimmten Stücken zugewiesen werden können, erweitern sie die Einzeldokumentationen. Sie führen so die ganze Breite der künstlerischen Auseinandersetzung mit Shakespeares Werk durch die Jahrhunderte vor Augen.
...
Hildegard Hammerschmidt-Hummel beleuchtet in ihrem kenntnisreichen, sehr übersichtlich gegliederten Abriß [in Teil I] (S. 1-201), der mit einem vorzüglichen wissenschaftlichen Apparat ausgestattet ist, wesentliche Entwicklungen der bildkünstlerischen Rezeption Shakespeares. Als früheste Illustration dürfte eine Federzeichnung von Henry Peacham aus dem Jahr 1594 oder 1595 gelten, die ein Bühnengeschehen zu ‘Titus Andronicus’ zeigt. Darauf ist vermutlich einer der ersten großen Shakespeare-Darsteller, Richard Burbage, dargestellt (eine Annahme, die die Verfasserin sogar auf ein kriminaltechnisches Bildgutachten des BKA stützt) und offenbar Shakespeare selbst in der Titelrolle; dieser trat 1594 mit Burbage im Rahmen einer berühmten Schauspieltruppe [The Chamberlain’s Men] gemeinsam auf, weshalb die Vermutung durchaus ansprechend ist.
...
Die Publikation stellt eine wichtige, im ganzen als vorbildlich zu bezeichnende Dokumentation dar und wird sich zweifellos als Standardwerk bewähren.
***
Book review by the German Anglicist and Shakespeare
scholar Professor emeritus Dr Kurt Otten, University of Heidelberg / Visiting
Fellow, Clare Hall, Cambridge University, Symbolism. A New International
Annual of Critical Aesthetics VII (New York: AMS, Spring 2005) -
Excerpt:
(On Die Shakespeare-Illustration (1594-2000).
Bildkünstlerische Darstellungen zu den Dramen William Shakespeares:
Katalog, Geschichte, Funktion und Deutung. Mit Künstlerlexikon, klassifizierter
Bibliographie und Registern. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften
und der Literatur, Mainz, kompiliert, verfasst und herausgegeben von Hildegard
Hammerschmidt-Hummel. 3 Teile. Mit 3100 Schwarzweissabbildungen / Shakespearian
Illustrations (1594-2000). Pictorial representations to the plays of William
Shakespeare: Catalogue, history, function and interpretation. With a dictionary
of artists, a classified bibliography and indexes. Compiled, authored
and edited by Hildegard Hammerschmidt-Hummel. 3 vols. 3100 illustrations
in black and white (Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2003)
Horst Oppel, to whose memory this work is dedicated,
was Professor of English at the Universities of Mainz and Marburg and
a member of the Academy of Arts and Sciences at Mainz. He began the collection
of Shakespeare illustrations with the idea that works of visual art inspired
by the key scenes and fundamental concepts in Shakespeare should be studied
on a comparative basis. In his view, the interplay between Shakespeare
and works of art from different countries and epochs is a decisive element
in the continuous and complex history of the European tradition.
...
Horst Oppel and some of his students published essays
and dissertations that defined and delineated this area of study. Oppel
retired from the university in 1978 but continued research in connection
with the Academy in Mainz. ... After his death [in 1982], the continuation
of the research project was entrusted to a joint committee of advisers
consisting of former students of Oppel in collaboration with the German
National Research Fund. This committee finally selected Dr. phil. habil.
Hildegard Hammerschmidt–Hummel as Oppel’s successor as director
of the Archive. She was one of Oppel’s best students and had already
assisted him with the Archive at Marburg and at Mainz. She was officially
appointed as director of the Archive in 1982. From 1979 to 1982 she served
as German Consul for Cultural Affairs at the German Consulate General
in Toronto (Canada).
The first part (vol. 1) of her book contains the Prefaces
of the Board of Directors, i.e. Rudolf Böhm, Horst W. Drescher and
Paul Goetsch and of the Chairman of the Commission of the Academy, Werner
Habicht, and provides us with a general outline of its scholarly aims
and methods and sketches the role of the author and editor in the development
of the project. In this general outline Hildegard Hammerschmidt-Hummel
also discusses the limits of such an undertaking and the difficulties
and delays which inevitably occur in comprehensive projects of this nature.
The first part was specially designed to produce a selection of the 3000
illustrations and a classified and annotated catalogue, as well as an
introduction describing the most important cultural patterns in Shakespeare’s
changing influence on the visual arts within Western Europe (Great Britain,
Germany, France and others) and the USA. Also included are an artists’
dictionary, a classified bibliography with about 5200 entries, several
lists of abbreviations and 4 indexes. At present, the general catalogue
of the archive lists 7000 illustrations of which 3000 by 550 different
artists have been selected for inclusion in parts 2 (vol. 2) and 3 (vol.
3). The relationship between the text and the classified catalogue is
indicated by a short caption which also gives the sources.
The first part presents the selected illustrations followed
by brief comments on Shakespeare’s text and its intended message
and a commentary defining the illustrations within their historical contexts.
Particular attention is paid to the immense influence of Shakespeare’s
stage productions and to their reception by their audiences. The most
memorable actors and directors are listed, as well as the changing techniques
of presentation, costumes, stage props and concepts of individual characters
as expressed in the course of the four hundred years from the Elizabethans
to the present.
...
The first work discussed is an octagonal base that most
likely served as the pedestal of a sun dial. It was erected as a monument
to Shakespeare in his own garden at New Place, Stratford. The sculptures
in relief on the base show seven weather-beaten but still recognizable
scenes from ”The Seven Ages of Man” (As You Like It, II,7)
together with the initial lines of the monologue ”All the World’s
a Stage”. There are good reasons for assuming that either Shakespeare
himself or his family put up the monument to his lasting memory. So it
is remarkable, to say the very least, that the monument disappeared almost
immediately after its discovery in 1996, when it was first investigated,
photographed and recorded for posterity by the author.
The second example from Shakespeare’s own lifetime
is Henry Peacham’s famous and controversial ”Illustration
of Titus Andronicus”. The author dates it to either 1594 or 1595
and classifies it as a stage drawing of the entrance scene with Shakespeare
in the role of the title hero and Tamora played by Richard Burbage. The
identifications are based on evidence from picture comparisons as used
in modern criminal investigation. They are part of a report of the year
1995 by an expert of the German Bureau of Criminal Investigation (Bundeskriminalamt).
The facial mimics and gestures in the body language of the actors, their
positioning on the stage and the spacing correspond exactly to their roles
and are in agreement with baroque stage directions as formulated in the
Dissertatio de actione scenica, published by D. Franciscus Lang in 1727.
These examples cannot do justice to the range of information in the work
and to the methodological subtlety employed by the author in her investigation,
but may serve to indicate the richness and precision of her research.
The general evidence of the illustrations from the late 16th century up
to the year 2000 shows that individual portraits as well as genre paintings
have merged with representations on the stage as historical subjects.
...
Die Shakespeare-Illustration is a great work and a rare
achievement of intelligence and devotion to Shakespeare in the sculptured
landscape garden of German academe. Each illustration selected by the
author bears witness to an important and probably undying moment in Shakespeare’s
plays. The author has seen to it that each illustration retains its singular
status and, at the same time, contrives to remain an artifice embodying
the rich flavour of its own age. In this way, the author has produced
a marvellous survey of European cultural history, a treasure hoard of
inestimable value. The author’s comments are always succinct, constructive
and well-balanced. She may have her favourites, but her comments show
an intense and impartial critical spirit. True understanding is always
more important than critical bias. Those who teach English as a foreign
language are gradually becoming aware of the European history of ideas
and its central importance. The first two decades of literary studies
after the war were marked by comparative studies (Friedrich, Auerbach,
Spitzer, Curtius, Clemen, Eliot, Lovejoy, Welleck/Warren, Hocke, Hazard,
de Rougement, Trilling, E. Wilson, H. Levin and others). The last two
decades have seen the triumph of social studies, linguistics and a growing
specialization in which very often all cultural orientation was lost.
This book treats ideas as ”central objects” (Whitehead) and
tries to re-establish the ‘long traditions’ that have created
Western culture and very often support our own cultural identity. Along
with the study of Shakespeare’s plays the illustrations not only
directly illuminate our own imaginative understanding of 400 years of
history, but appeal to our own sense of trust, confidence and individual
achievement. This book may be expensive, but if we trust its message,
it can open our eyes to a new appreciation of our past history and direct
our experience of the present.”
***
Auszug aus der Besprechung des
Anglisten und Journalisten Tobias Döring in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung (2. Dezember 2003):
“Vor mehr als vierzig Jahren faßte der Marburger
Anglist Horst Oppel den Plan, Bilder, die von Shakespeare-Dramen angeregt
wurden, umfassend zu dokumentieren, um sie, genau wie Produktionen für
die Bühne, als eigenwertige Deutungen der Texte zu erschließen.
Das Forschungsprojekt wurde nach seinem Tod von Schülern fortgeführt,
maßgeblich von Hildegard Hammerschmidt-Hummel in Mainz, die es seit
zwei Jahrzehnten mit der ihr eigenen Entschiedenheit verfolgt hat. Jetzt
ist es - vorerst jedenfalls - zu einem Abschluß gekommen, und der
Ertrag ist eine Augenlust. Dreitausend Illlustrationen von 550 Künstlern
aus Westeuropa und Nordamerika (Schwerpunkte sind England, Frankreich,
Deutschland) werden dargeboten, katalogisiert und kommentiert sowie durch
Künstlerbiographien, Bibliographien und Register zugänglich
gemacht. Und da die Abbildungen sämtlich in Schwarzweiß vorliegen,
bleibt so der individuellen Phantasie noch reichlich Raum zur Ausmalung.
Die Anordnung der Bilder ist nicht chronologisch, sondern
folgt den 37 Stücken und hält sich überdies genau an deren
Szenenfolge. Durch diese schöne Konzeption sehen wir jede Figur dutzendfach
vervielfältigt, und jede Szene erscheint wie im Kaleidoskop. [...]
Obwohl oftmals durch Familienähnlichkeit verbunden, blicken uns die
vertrauten Charaktere in faszinierender Verfremdungsfülle an. Der
Bühnenjude Shylock erscheint mal als hakennasige Grimasse, mal als
grimmer Vater, mal als geschundene Kreatur. Die Verschwörer gegen
Cäsar setzen ihren blutigen Entschluß mal, wie bei Wilhelm
von Kaulbach, mit kraftvoller Theatralik ins Werk, mal wie in wirrer Panik
und mal in trostloser Verlorenheit. Immer aber sind die Bilder vor allem
ein Beweis der vielsagenden Vorahnung, die Shakespeare seinen Cäsar-Mördern
selbst in den Mund legt: ‘In wieviel Zukunftszeiten / Wird wohl
noch diese unsre Szene nachgespielt!’ So können ansonsten wohl
nur Götter auf die Weltgeschichte schauen: In jeder Darstellung gewahren
wir, sie sich längst Vorhergeschriebenes neu vollzieht.
Daher hält dieses fabelhafte Shakespeare-Memory
die eigentlichen Entdeckungen dort bereit, wo gänzlich unbekannte
Szenen vorgespielt werden. Manche Bilder zeigen nämlich, was die
Bühne stets verbirgt. Auf dem Gemälde, das die Berliner Malerin
Gisela Breitling 1985 für den Wettbewerb ‘Images of Shakespeare’
schuf, sehen wir Ophelia in einer Pose wie sonst nie: als ruhenden Akt
in freier Landschaft, die fast den Körperrundungen zu folgen scheint,
voll erotischer Kraft und vollkommen bei sich - ein starkes Gegengewicht
zur bleichen Wasserleiche der Hysterikerin wie in traditioneller Ikonographie.
[...] Mit jeder Seite, die wir aufschlagen, erwacht eine
Geschichtenwelt zu wundersamem Eigenleben, quillt wuchernd aus dem Buch
hervor und macht jeden Betrachter gleich zum Mitspieler. Herzog Prospero
ging ins Exil, weil er die Bücher mehr als die Macht schätzte.
Für dergleichen Bilderbuchschätze würden allerdings auch
wir jedes Herzogtum gerne hergeben.”
***
Auszug aus dem Hörfunkprogramm
“Literatur im Land”, Südwestrundfunk (SWR2): “Shakespeare
und kein Ende” - Hildegard Hammerschmidt-Hummels Shakespeare-Biographie
und ihre Bücher zur Shakespeare-Illustration (1594-2000) - Eine Sendung
von Stefan Ringel (23. August 2003):
“Hammerschmidt-Hummel hat in diesem Jahr [...]
nicht nur eine Shakespeare-Biographie vorgelegt [siehe ‘Bücher’:
William Shakespeare. Seine Zeit - Sein Leben - Sein Werk, Mainz: Philipp
von Zabern]. Gleichzeitig erschien im Harrassowitz Verlag auch noch ein
weiteres Resultat langjähriger Arbeit: Eine dreibändige Publikation
zur Geschichte der Shakespeare-Illustration. Die Arbeiten an diesen umfangreichen
Bildbänden wurde maßgeblich von der Akademie der Wissenschaften
und der Literatur in Mainz unterstützt:
Die dreiteilige Bilddokumentation Die Shakespeare-Illustration ist als Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Akademie
der Wissenschaften und der Literatur in Mainz aus dem sogenannten Shakespeare-Bildarchiv
hervorgegangen. [...] dieses Shakespeare-Bildarchiv wurde von meinem verstorbenen
Lehrer Professor Horst Oppel - er war ein großer Goethe-Forscher
und ein großer Shakespeare-Forscher - [...] in den Nachkriegsjahren
hier in Mainz aufgebaut.
Die Mainzer Anglistin begnügte sich nicht damit,
die zahlreichen Funde in einem Buch zusammenzutragen, sondern hat diese
Publikation auch mit vielen hilfreichen Ergänzungen versehen.
[...] ich habe mich [...] entschlossen, nicht nur
dieses Kernstück zu erarbeiten, was jetzt auch das Kernstück
der Publikation bildet, sondern ich habe dem ganzen [...] auch eine große
Bibliographie beigegeben, ich habe ein Künstlerlexikon mit 550 Einträgen
verfaßt und [...] eine Geschichte der Shakespeare-Illustration [geschrieben]
mit besonders markanten Beispielen. [Die Bilddokumentation] wird abgerundet
mit Registern [...] zur Erschließung des Werks, nämlich Künstler-Register,
Stecher-Register, ein Register der Schauspieler und der Shakespeare-Figuren.
Auf diese Weise ist ein Nachschlagewerk entstanden, das
für einen großen Personenkreis interessant ist: Der Kunstinteressierte
kann durch das Künstler-Register rasch erfahren, wer Shakespeare-Illustrationen
angefertigt hat. Der Theaterinteressierte kann anhand der Illustrationen
die Wandlungen in den Darstellungsformen nachvollziehen. In einem ausführlichen
Aufsatz im ersten Band hat Hammerschmidt-Hummel darüber hinaus einen
Abriß der Geschichte der Shakespeare-Illustration gegeben und zahlreiche
eigene Deutungen und Interpretationen der Kunstwerke vorgelegt.
[Auszüge aus ‘Geschichte, Funktion und Deutung
bildkünstlerischer Werke zu Shakespeares Dramen’:]
[Auszüge aus: ‘Geschichte,
Funktion und Deutung bildkünstlerischer Werke zu den Dramen William
Shakespeares’]
‘Juliet and her Nurse’ - Ölgemälde
von William Turner aus dem Jahre 1836:
Wie kein anderer [...]Maler vor ihm setzte sich Turner
über alle Grundregeln der konventionellen Historiendarstellung hinweg.
So siedelt er die Shakespearesche Titelheldin Juliet (zusammen mit ihrer
Amme) nicht nur am extremen rechten Bildrand an und zeigt sie lediglich
im Profil, sondern läßt sie überdies auch klein und unbedeutend
erscheinen vor der beherrschenden Kulisse von San Marco. Diese figürliche
Reduktion verstößt gegen die erste Grundregel der klassischen
Geschichtsmalerei, derzufolge der Held bzw. die Heldin das Bildzentrum
besetzt. Mehr noch: Nicht der große, heroische Moment der Bewährung
und Prüfung, der alles entscheidende Augenblick einer ‘erzählten’
Geschichte wird thematisiert, sondern ein sekundäres, eher unscheinbares
Geschehen. [...] Die auffälligste Abweichung aber gegenüber
der tradierten Historienmalerei, insbesondere jedoch gegenüber der
literarischen Vorlage, ist die willkürliche Verlagerung des Schauplatzes
von Verona nach Venedig. Historisch-literarische Treue und Authentizität
scheinen Turner nicht im geringsten zu kümmern. [...] Als Erklärung
für den eklatanten Verstoß gegenüber seiner literarischen
Quelle bieten sich (abgesehen von der persönlichen Vorliebe des Künstlers
für diese Stadt) vornehmlich zwei Motive an.
(1) Es war Venedig, nicht Verona, das - ähnlich
wie die Alpen - der Vorstellung Turners vom Erhabenen in besonderer Weise
entsprach. [...]
(2) Mit ‘Juliet and her Nurse” hat Turner
eine Ansicht von Venedig gewählt, die zugleich unverkennbare sexualsymbolische
Zeichen im Sinne Sigmund Freuds setzt. Die Kuppeln, Wölbungen und
Bögen von San Marco und der sich pfeilartig erhebende Campanile werden
durch die Umrißlinien des 1842 entstandenen Stichs sogar noch stärker
konturiert als in Turners Original [...]. Der weißlich-gelb getönte
Himmel erzeugt eine unwirkliche Stimmung, in der Spuren von Auflösung
und Sterben spürbar werden, so wie sie auch in Shakespeares Stück
an den verschiedensten Stellen szenisch oder bildsprachlich anzutreffen
sind. So offenbart das Bild, indem es die Freudsche Sexualsymbolik antizipiert
und mit seiner völlig neuartigen Maltechnik unterschwellig eine Atmosphäre
des Verfalls auszudrücken vermag, auf geniale Weise die auch der
Shakespeareschen Tragödie zugrundeliegende und in Variationen immer
wieder anklingende Eros-Thanatos-Motivik.
‘Sommernachtstraum’ - Ölgemälde
von Max Slevogt aus dem Jahre 1922:
Wenn von Slevogt behauptet wurde, er habe sich einem
literarischen Werk ‘mit großem Einfühlungsvermögen
und entfesselter Lust am Zeichnen’ genähert, so trifft dies
in besonderer Weise auch für seinen Umgang mit Werken William Shakespeares
zu. Sein Gemälde ‘Der Sommernachtstraum’ [...], das die
Liebesszene zwischen Bottom und Titania in IV, 1 in eine impressionistische
Landschaftsdarstellung einbettet, in der die Figuren in den Hintergrund
treten und die Welt der Elfen und Feen in der farbenfreudigen Flora des
Bildes nur angedeutet werden, ist eine grandiose Verbildlichung der berühmten
Shakespeare-Szene. Mit seiner flüchtigen und virtuosen Pinselführung
und seiner hellen, von der französischen Pleinairmalerei angeregten
Farbpalette weist sie typische Merkmale des Slevogtschen Impressionismus
auf und gehört zu den Meisterwerken der jüngeren Shakespeare-Malerei.
‘Lady Macbeth’ von Salvador
Dalí aus dem Jahre 1946:
Dalí, der mittels seiner paranoisch-kritischen
Methode seine eigenen ‘halluzinatorischen Fähigkeiten aufs
äußerste zu steigern und sich in einen tranceartigen, hysterischen
paranoia-ähnlichen Zustand’ zu versetzen vermochte, um alogischen
und traumhaften Bildern und Visionen auf die Spur zu kommen, hat mit Vorliebe
jene Shakespeare-Stücke als Vorlage bildkünstlerischer Gestaltung
gewählt, in denen nicht nur Träume, sondern auch psychische
Störungen, Wahnsinn und Visionen eine entscheidende Rolle spielen.
Dies wird auch an seiner Darstellung der Lady Macbeth [...] deutlich,
deren bildliche Zeichen weit über das verbale Figurenporträt
der [...] [Szene II, 2] hinausgreifen. Sie signalisieren eine psychische
wie physische Symptomatik, die der Figur erst in V, 1-5 eigen ist. Dalí
bedient sich hier - mit großer affektiver Wirkung - der Möglichkeiten
der ikonischen Simultanäußerung. Er zeigt im wörtlichen
Sinne eine gespaltene Lady Macbeth, eine paranoid-schizophrene Persönlichkeit.
Die rechte Kopfhälfte spiegelt mit stark hervorspringendem Auge die
ganze Gier, Skrupellosigkeit und Machtbesessenheit, von denen die Figur
hier noch vollends beherrscht wird, während die linke Hälfte
sie bereits im Zustand jener geistigen Verwirrung bzw. paranoiden Schizophrenie
zeigt, die bei Shakespeare erst am Ende des Stückes in V, 1 manifest
wird und sich in Form von Halluzinationen [...] oder Zwangshandlungen
[...] sowie ihrem pathologischen Verlangen, unaufhörlich von Licht
umgeben zu sein, niederschlägt.
Natürlich hat die Mainzer Anglistin Hildegard Hammerschmidt-Hummel
unter den etwa [...] [3000] Illustrationen zu William Shakespeares Werken
auch ihre persönlichen Favoriten:
Selbstverständlich hat man [...] eine ganze
Reihe von Illustratoren, deren Werke man ganz besonders schätzt,
die einem sozusagen [...] ans Herz gewachsen sind. Ich muß vorab
sagen, daß mich insbesondere auch die sogenannten Shakespeare-Galerien
[...] fasziniert haben. Etwa die berühmte Shakespeare Gallery von
John Boydell. [Boydell] war ein reicher Verleger und Kupferstecher, der
gegen Ende des 18. Jahrhunderts lebte und der sich zum Ziel gesetzt hatte,
auf der Basis der Dramen Shakespeares, nicht nur der Historien, sondern
der gesamten Dramen, eine englische Historienmalerei zu begründen.
Und er hat [...] Johann Heinrich Füssli gewinnen können. Unter
anderem war ihm natürlich sehr [daran] gelegen, die Honoratioren
mit einzubeziehen, etwa den Präsidenten der Royal Academy, Sir Joshua
Reynolds. [Reynolds] hat er gleich 500 Pfund bar auf die Hand gegeben
und gesagt, er könne jeden Preis fordern, er [Boydell] würde
ihn zahlen, wenn er [Reynolds] sich an dem Projekt [beteilige]. Und Reynolds
hat sich beteiligt. Der beste unter den Boydell-Malern ist nach meiner
Meinung Johann Heinrich Füssli. Füssli ist - wie schon Goethe
sagte - ‘Shakespeares Maler’. Ein weiterer Maler ist William
Turner. Und Turner hat - wie Füssli - auf dem Gebiet der Shakespeare-Illustration
Maßstäbe gesetzt.
Neben Namen wie Füssli, Turner, Slevogt und Dalí wird der Betrachter noch auf zahlreiche
weitere bekannte Künstler aller Epochen stoßen. Ihr Interesse
am Werk William Shakespeares bezeugt die ungebrochene Aktualität
seiner Dramen. Auch in Zukunft wird daher das Motto ‘Shakespeare
und kein Ende’ seine Gültigkeit behalten.”
***
Auszug aus der Rezension Alexander
Mendens in der Süddeutschen Zeitung (23. April 2003):
“Nur die Bibel und die antiken Mythen haben motivgeschichtlich
einen größeren Einfluß auf die westliche Kunst der vergangenen
vier Jahrhunderte gehabt als das Shakespeare-Universum. Die Mainzer Anglistin
Hildegard Hammerschmidt-Hummel legt nun in Fortführung eines von
ihrem Lehrer Horst Oppel bereits 1976 begonnenen Projektes ein dreibändiges
Kompendium zur ‚Shakespeare-Illustration 1594-2000’ vor. Die
Kompilation von 3000 ‚bildkünstlerischen Darstellungen’
ist der Versuch der repräsentativen Auswahl aus einem weit umfangreicheren
Fundus.
Der vorliegende Extrakt beeindruckt, was Fülle und
großenteils auch Qualität der Kunstwerke betrifft: Unter den
rund 550 Künstlern finden sich Namen wie Hogarth, Füssli, Rossetti,
William Blake, Delacroix, Dalí und Kokoschka. Im zweiten und dritten
Band sind, in der Reihenfolge des ersten Folios, Illustrationen der Stücke
nach ihren einzelnen Szenen zusammengestellt; … Zusätzlich
ist jedem Drama eine Sektion mit Figuren-und Schauspielerporträts
beigegeben. Diese von der Herausgeberin der ‚Shakespeare-Illustrationen’
verrichtete Fleißarbeit verdient Respekt. Sichtung und Auswahl der
Bilder stellen eine beachtliche Leistung dar. Hilfreich sind auch die
umfangreiche Bibliografie, die Bildlegenden, sowie das Lexikon im Anhang
des ersten Bandes, das in konzisen biografischen Abrissen sämtliche
Künstler vorstellt.”
***
Auszug aus der Besprechung des
Verbands deutscher Antiquare, Buchkunde - Verband deutscher Antiquare
e. V. www.antiquare.de/de/buchkunde.asp
Buch des Monats - März [2003]
Viele berühmte Künstler haben sich als Shakespeare-Illustratoren
versucht, unter ihnen Inigo Jones, Hogarth, Blake, Turner, Schinkel, Cornelius,
Menzel, Feuerbach, Rossetti, Millais, Delacroix, Manet, Whistler, Slevogt,
Redon, Mucha, Beardsley, Nolde, Marc, Lehmbruck, Beckmann, Kokoschka,
Dalí und Chagall. Die ältesten Bühnenzeichnungen zu Shakespeares
Dramen reichen sogar bis in das elisabethanische Zeitalter zurück:
Sie zeigen seinen ersten großen Darsteller und offenbar - Shakespeare
selbst. …
Diese Illustrationen hat die Herausgeberin der dreibändigen
Bilddokumentation gesammelt, katalogisiert, in der Reihenfolge der First
Folio von 1623 geordnet, den einzelnen Akten und Szenen zugeteilt und
interpretiert. Das Kernstück des Buches bildet der Katalogteil mit
nahezu 3100 Darstellungen, die rund 550 Künstler von 1594 bis zum
Jahr 2000 angefertigt haben. Ein Künstlerlexikon, eine Bibliographie
sowie ein Abriss zur Geschichte der Shakespeare-Illustrationen machen
das Kompendium für Bibliophile und Antiquare zum unentbehrlichen
Nachschlagewerk.
Hildegard Hammerschmidt-Hummel ist eine ausgewiesene
Shakespeare-Kennerin, die sich durch jahrelange Forschungstätigkeiten,
als Leiterin des Shakespeare-Bildarchivs in Mainz und zahlreiche Publikationen
zum Thema einen Namen gemacht hat. Zeitgleich zum dreibändigen Werk
erscheint von ihr im Zabern-Verlag eine neue Biographie über den
großen englischen Dramatiker unter dem Titel “William Shakespeare:
Seine Zeit, sein Leben, sein Werk”.
***
Stellungnahme von Professor em.
Dr. phil. Dieter Wuttke, Universität Bamberg, vormals Mitglied des
Institute for Advanced Study in Princeton, Visiting Fellow, CASVA, National
Gallery of Art, Washington:
”Die neuen Forschungsmethoden der Autorin und ihre auf diese Weise
gewonnenen Ergebnisse bedeuten einen Triumph kulturwissenschaftlich gelenkter
Philologie. Sie hätten auch die begeisterte Zustimmung eines Aby
M. Warburg oder Erwin Panofsky gefunden.”
***
Erwähnung des Projekts im Lexikon der Kunst (München: dtv, 1996 - Leipzig: Seemann,
1994), Bd. 6, s. v. “Shakespeare-Illustrationen”, S. 631-632.
*** |
|










|