(Falls Sie eine Seitennavigation vermissen, weil Sie diese Seite von einer Suchmaschine [z.B. Google] aus aufgerufen haben, klicken Sie bitte auf den o.a. Link.)
Aktualisiert: 17. September 2013 / updated: 17 September 2013
Die Shakespeare-Illustration (1594-2000). Bildkünstlerische
Darstellungen zu den Dramen William Shakespeares: Katalog, Geschichte, Funktion
und Deutung. 3 Teile
[Shakespearian Illustrations (1594-2000). Pictorial representations
to the plays of William Shakespeare: Catalogue, history, function and
interpretation. 3 Vols.]
b. Notate der Herausgeberin / Editor’s notes
Ursprung, Art, Umfang und Ziele
Das ursprüngliche Ziel des DFG- und Mainzer Akademie-Projekts
"Die Shakespeare-Illustration" bestand darin, die Sammlung des
1946 von Horst Oppel gegründeten Shakespeare-Bildarchivs zu bearbeiten
und für den Druck vorzubereiten. Mit dieser Aufgabe wurde ich Ende
1982 von den DFG-Projektleitern Rudolf Böhm, Horst Drescher und Paul
Goetsch beauftragt. Bei meiner Sichtung der Bestände stellte sich
heraus, daß das vorhandene Bildmaterial veraltet war und praktisch
komplett ersetzt werden mußte und daß die Sammlung erhebliche
Lücken aufwies. Letzteres veranlaßte mich, Anfang 1983 gezielte
Anfragen an mehr als 360 Museen und Galerien in Westeuropa und Nordamerika
zu richten, und zwar in dem von der Projektleitung geographisch eingegrenzten
Bereich Westeuropa und Nordamerika. Dabei konnte ich bei rund 75 % der
kontaktierten Institutionen zusätzlich eine große Fülle
bildkünstlerischer Arbeiten zum dramatischen Werk Shakespeares aufspüren,
die zu sichten, zu identifizieren, zu beschaffen, zu katalogisieren und
zu bearbeiten waren. Eine vollständige Erfassung war aber schon aus
Zeit- und Kostengründen weder im westeuropäischen noch im nordamerikanischen
Bereich möglich. Dennoch hatte das Projekt aufgrund der Vielzahl
neuer Funde eine Größenordnung erhalten, die eine entsprechende
Erhöhung der Personal- und Sachkosten dringend erforderlich machte.
Auf Antrag stellte mir die Mainzer Akademie damals rasch finanzielle Mittel
zur Verfügung, die es mir ermöglichten, mit der Inspektion des
neuen Bildmaterials an den jeweiligen Fund- bzw. Aufbewahrungsorten in
der Bundesrepublik Deutschland, England und Schottland zu beginnen. Nach
gründlicher gutachterlicher Prüfung gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft
1985 dem Antrag auf die gewünschte Erhöhung der Personal- und
Sachmittel statt. Es galt nun, auf der Basis des vorhandenen und neu zu
beschaffenden Bildmaterials eine repräsentative, alle Shakespeare-Dramen
umfassende, kunst- und literaturwissenschaftlichen Kriterien genügende
Bilddokumentation von den Anfängen bis zur Gegenwart zu erarbeiten
- mit einem Bild- und Katalogteil, einer klassifizierten Bibliographie,
einem Künstlerlexikon, mehreren Registern und einem Abriß zu
“Geschichte, Funktion und Deutung bildkünstlerischer Werke
zu Shakespeares Dramen”.
Zeitlicher Rahmen und Standorte
Das im oben geschilderten Umfang erweiterte Forschungsprojekt
habe ich ab Oktober 1982 in ständigem Kontakt mit der Projektleitung
und ab 1985 unter zeitweiliger Mitwirkung von graduierten wissenschaftlichen
Hilfskräften und zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern durchgeführt.
Dabei gab es mehrfach längere Unterbrechungen, weil immer wieder
Anschlußfinanzierungen für Sach- und Personalkosten abzuwarten
waren. Mein Arbeitsplatz, das Shakespeare-Bildarchiv, befand sich von
1982 bis 1988 an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, von
1990 bis 1994 und erneut von 1998 bis 2002 an der Mainzer Akademie der
Wissenschaften und der Literatur. Bis zur vorerst endgültigen Unterbringung
des Archivs in der Akademie, die 1996 erfolgte, waren fünf Umzüge
zu bewältigen. Die aus dem Projekt finanzierten Zeitabschnitte meiner
Tätigkeit betrugen insgesamt sieben Jahre. Auch außerhalb dieser
Zeiten habe ich - mit erheblichem eigenen Kostenaufwand - die Arbeiten
fortgeführt, d.h. große Teile der Bibliographie kompiliert,
im In- und Ausland weitere Bildbelege gesammelt, zusätzliches Bildmaterial
aus meinem Privatbesitz zur Verfügung gestellt, die Einträge
des Künstlerlexikons geschrieben, den Abriß zur “Geschichte,
Funktion und Deutung bildkünstlerischer Werke zu Shakespeares Dramen”
verfaßt, Abkürzungsverzeichnisse und Register angelegt, Museumskorrespondenz
abgewickelt, weitere Bildrechte eingeholt und schließlich in Eigeninitiative
- und ebenfalls auf eigene Kosten - das gesamte Bildmaterial einscannen
und in zwei Sätzen von je 50 CDs abspeichern lassen.
Erweiterung der Archivbestände und Identifizierung
der Neuzugänge
Während der Beschaffungs- und Komplettierungsphase
in den 80er Jahren hielt ich mich zu Forschungszwecken in zahlreichen
in- und ausländischen Museen und Galerien auf, um das häufig
ungeordnete und nicht identifizierte Material vor Ort in Augenschein nehmen
und prüfen zu können. Nach umfangreichen Bestellaktionen (auch
zahlreicher illustrierter Werkausgaben) konnten die Bestände des
Archivs schließlich von rund 1600 auf rund 7000 Illustrationen erweitert
werden. Es folgten Identifizierung, Zuordnung, Katalogisierung und Bearbeitung
der Neuzugänge sowie eine rege Korrespondenz über einschlägiges
Bildmaterial mit öffentlichen Museen und Galerien sowie privaten
Eigentümern. Bei der Beschaffung, Bearbeitung und Identifizierung
des Materials haben Marion Thiel und Dr. Erwin Koeppen mitgewirkt. Während
meiner Beurlaubung von Oktober 1985 bis April 1986 wurde ich von Dr. Koeppen
vertreten. Da eine Reihe von (zumeist älteren) illustrierten Shakespeare-Ausgaben
über die Fernleihe in Deutschland nicht zu beschaffen und die ausländischen
Fotokosten unerschwinglich waren, mußte ich mich damit begnügen,
diese Titel in der Sektion 'Quellen' bibliographisch zu erfassen. Bei
der Eingliederung der Neuzugänge und der Bestimmung von Akt, Szene
und Figuren traten nicht selten Schwierigkeiten auf - insbsondere bei
älteren Simultankonzeptionen, vorläufigen Ideenskizzen
oder nicht näher bezeichneten Entwürfen.
Umfang, Art und Anordnung des Bildmaterials
Das Kernstück der vorliegenden Publikation bilden
3000 zwischen 1594 und 2000 entstandene bildkünstlerische Darstellungen
zu siebenunddreißig Dramen William Shakespeares. Es handelt sich
um Photoreproduktionen von Öl-, Acryl- und Temperagemälden,
Aquarellen, Gouachen, Bleistift-, Kreide- und Umrißzeichnungen,
Holzschnitten, Kupfer-, Stahl-, Holz- und Punktierstichen, Mezzotintos,
Radierungen, Lithographien, Schattenrissen, Chemitypien, Daguerrotypien,
Collotypien, Heliogravüren, Linolschnitten, Siebdrucken, Serigraphien,
Farbdrucken und weiteren Arbeiten in anderen Techniken aus den Beständen
des Shakespeare-Bildarchivs.
Unter den rund 550 Künstlern, die die bildlichen
Werke geschaffen haben, befinden sich herausragende Vertreter (nahezu)
aller Stilrichtungen aus fünf Jahrhunderten: Henry Peacham, Inigo
Jones, Frans Hals, Francesco Zuccarelli, William Hogarth, Johann Heinrich
Füssli, John Flaxman, Gavin Hamilton, Sir Joshua Reynolds, Angelika
Kauffmann, Benjamin West, George Romney, James Barry, John Constable,
William Blake, William Turner, Daniel Chodowiecki, Johann Heinrich Ramberg,
Joseph Anton Koch, Franz Pforr, Carl Philipp Fohr, Peter von Cornelius,
Wilhelm von Kaulbach, Karl Theodor von Piloty, Karl Friedrich Schinkel,
Adolph von Menzel, Anselm Feuerbach, Victor Müller, Max Klinger,
Dante Gabriel Rossetti, John Everett Millais, Walter Deverell, Arthur
Hughes, Joseph Noel Paton, Eugène Delacroix, Théodore Chassériau,
Camille Corot, Edouard Manet, James McNeill Whistler, Lovis Corinth, Max
Slevogt, Alfred Kubin, Odilon Redon, John Singer Sargent, Walter Crane,
Gordon Craig, Lucien Pissarro, Alfons Mucha, Aubrey Beardsley, Arthur
Rackham, Emil Nolde, Franz Marc, Wilhelm Lehmbruck, Oskar Schlemmer, Thomas
Theodor Heine, Olaf Gulbransson, Max Beckmann, Oskar Kokoschka, Max Ernst,
André Masson, Salvador Dalí, Man Ray, Stanley William Hayter,
Willi Baumeister, Marc Chagall, Ernst Wilhelm Nay, Larry Rivers, Ben Shahn,
Jim Dine, William Copley, Peter Blake, Josef Hegenbarth, Hans Leip, Walter
Stöhrer, Elvira Bach, Markus Lüpertz, K. H. Hödicke, Johannes
Grützke, Helmut Middendorf, Salomé, Wolfgang Utzt, Ronald
Paris, Eva Maria Viebeg, Gerhard Hofmann und Alfred Hrdlicka.
Die Präsentation des Bildmaterials war Gegenstand
intensiver Beratungen mit den Projektleitern. Die Entscheidung fiel zugunsten
einer Zuordnung der Bilder zum dramatischen Werk Shakespeares, und zwar
nach ‘Drama’, ‘Akt’ und ‘Szene’. Zusätzlich
wurden für jedes Stück die Rubriken ‘Figuren’, ‘Schauspieler’
und ‘Simultandarstellungen’ eingerichtet. Bei der Anordnung
innerhalb der Szene waren die Entstehungsdaten der Werke maßgeblich.
Auf Gruppierungen nach Motiven wurde verzichtet. Ließ sich das Jahr
der Entstehung nicht ermitteln und standen auch keine anderen ungefähren
Datierungskriterien zur Verfügung, wurde ein geschätztes Datum
zugrundegelegt (Geburtsjahr des Künstlers plus 20 Jahre). Werke,
die sich keinem bestimmten Shakespeare-Drama zuordnen ließen, wurden
abschließend unter ‘Varia’ chronologisch erfaßt.
Die Reihenfolge der Stücke richtet sich nach
der benutzten Alexander-Edition: William Shakespeare, The Complete Works.
Ed. Peter Alexander. London/Glasgow, 1951, 2. Aufl. 1978. Sieht geht damit
letztlich auf die First Folio Edition aus dem Jahre 1623 zurück,
in der allerdings der Text von Pericles ausgespart wurde.
Herausgeberschaft
Durch Beschluß der Projektleitung, dem eine Anfrage
der DFG zugrundelag, wurde mir 1989 die Herausgeberschaft der geplanten
Publikation übertragen.
[...]
Künstlerlexikon
Das Künstlerlexikon besteht aus rund 550 Kurzbiographien
zu allen Künstlern, die mit einem oder mehreren Werken in der Auswahlsammlung
0001 bis 3000 vertreten sind. Rund fünfzehn Prozent dieser Viten
sind in den Standard-Nachschlagewerken nicht verzeichnet. In einigen Fällen
war die Ermittlung biographischer Details nicht möglich. Die in “Geschichte,
Funktion und Deutung bildkünstlerischer Werke zu Shakespeares Dramen”
zusätzlich herangezogenen Künstler sind im Künstlerlexikon
nicht verzeichnet. Ihre Namen und Werke sind im ‘Verzeichnis der
Künstler’ erfaßt.
Die Strukturierung der Einträge des Lexikons erfolgte,
sofern bekannt, prinzipiell nach den Gesichtspunkten: (1) Ausbildung des
Künstlers, Lehrer, künstlerische Prägung, (2) Einflüsse
auf die künstlerische Entwicklung (Reisen, Kontakte, literarische
Vorlieben), (3) Hauptwerke, (4) Auszeichnungen, (5) Ausstellungsorte,
(6) stilistische Einordnung des künstlerischen Werks, (7) Wege des
Künstlers zur literarischen Illustration, (8) Beziehung des Künstlers
zum Theater, (9) Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Werk Shakespeares.
Die Suche nach biographischen Informationen war häufig
dadurch erschwert, daß es zu vielen der älteren Shakespeare-Illustratoren
in den gängigen Nachschlagewerken und Speziallexika keine Einträge
gibt. In diesen Fällen waren Recherchen in zumeist englischen Quellen
des 18. und 19. Jahrhunderts erforderlich - in Künstler- und Werkregistern,
Katalogen, Verzeichnissen ausgestellter Bilder etc. Da mir die Universität
Mainz Anfang 1994 dankenswerterweise Mittel für eine weitere Forschungsreise
nach London zur Verfügung gestellt hatte, konnte ich in der British
Library und im Britischen Museum noch einmal erfolgreich recherchieren
und in rund achtzig Fällen fehlende biographische Angaben ergänzen.
Auch bei einer Reihe von Repräsentanten der jüngeren und jüngsten
Künstlergeneration, die in den Künstlerlexika der Gegenwart
noch nicht erfaßt sind, war die Beschaffung biographischer Daten
häufig nur unter erschwerten Bedingungen möglich.
Das Lexikon wurde in der Zeit von 1998 bis 1999 von der
wissenschaftlichen Mitarbeiterin Jutta Ziegler noch einmal durchgesehen.
Unter Zuhilfenahme von neueren und neuesten Nachschlagewerken überprüfte
Frau Ziegler alle Einträge auf ihre sachliche Richtigkeit. Da viele
Künstler zur Entstehungszeit des Lexikons noch lebten oder ihr Ableben
in den Nachschlagewerken noch nicht verzeichnet war, konnten zahlreiche
Todesjahre erst im Rahmen der erneuten Durchsicht in der Schlußphase
des Projekts recherchiert und eingefügt werden. Die Ermittlung gelang
in ca. 90 Fällen. Frau Ziegler vereinheitlichte Schreibweisen von
Namen und Werken, bereicherte das Lexikon mit Informationen über
Künstler, über die bisher nur wenig bekannt war, und verfaßte
die Kurzbiographien jener Künstler, deren Werke ich in den Jahren
1998, 1999 und 2000 noch in die Auswahlsammlung (0001-3000) einbringen
konnte: Karl Blechen, Gustave Courbet, Margreth Hirschmiller-Reinhard,
Max Klinger, André Masson, Ronald Paris und Karl Friedrich Schinkel.
Wie das Register der Künstler, das sich auf die
Gesamtmenge der Bilder der Auswahlsammlung und auf ihre Bildlegenden bezieht
und dem Leser bzw. Betrachter den direkten Zugriff auf alle Shakespeare-Illustrationen
eines Künstlers ermöglicht, bietet auch das Künstlerlexikon
dem Benutzer die Möglichkeit des raschen Informationszugriffs, der
ihm eine erste Übersicht über die (wesentlichen) Arbeiten eines
Künstlers zum Werk Shakespeares vermittelt. Es bietet darüber
hinaus - in knapper und kompakter Form - auch biographisches sowie kunst-
und kulturwisssenschaftliches Hintergrundwissen.
Geschichte, Funktion und Deutung der bildkünstlerischen Werke
zu Shakespeares Dramen
Der Abriß ‘Geschichte, Funktion und
Deutung der bildkünstlerischen Werke zu Shakespeares Dramen’
bietet dem Leser einen nach Epochen und/oder Stilrichtungen gegliederten
und mit Zwischenüberschriften versehenen Überblick über
die Geschichte der Shakespeare-Illustration und vermittelt anhand zahlreicher
Beispiele der Text-Bild-Relation wesentliche Tendenzen und Entwicklungen
der bildlichen Rezeption Shakespeares im kultur- und stilgeschichtlichen
Kontext. Er beginnt mit Werken aus der letzten Dekade des 16. Jahrhunderts
und endet mit Beispielen aus einer Bildserie zu Hamlet aus dem Jahre 2000.
Dieser historische Überblick beleuchtet die Rolle der Shakespeare-Illustration
in der europäischen Historienmalerei vom frühen 17. bis zum
späten 19. Jahrhundert, bekundet den Wandel der Text-Bild-Beziehungen,
der Figurenkonzeption und Aufführungspraxis und markiert - mit Werken
von Hogarth, Chodowiecki, Johann Heinrich Füssli, William Blake,
William Turner sowie Arbeiten der Präraffaeliten - Höhepunkte
der bildlichen Wirkungsgeschichte Shakespeares. Er demonstriert schließlich,
daß die Shakespeare-Illustratoren die ‘Kunstwende’ an
der Schwelle und zu Beginn des 20. Jahrhunderts mitvollzogen haben.
Der Text ist mit einem ausführlichen wissenschaftlichen
Anmerkungsapparat ausgestattet, enthält zahlreiche Referenzabbildungen
der Auswahlsammlung (0001-3000) und zusätzliches Bildmaterial, das
zum Vergleich herangezogen wurde.
|
|
|