Hildegard Hammerschmidt-Hummel - Homepage
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Aktualisiert: 17. September 2013 / updated: 17 September 2013

Radio-Sendungen / Radio-Programmes

„Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares“, Marie-Christine Werner im Gespräch mit Hildegard Hammerschmidt-Hummel, „Journal aus Rheinland-Pfalz“, SWR2 (8. August 2006).

MCW: In der Sommerzeit zieht das Theater unter den freien Himmel und auf dem Programm steht alle Jahre vor allem ein Name - Shakespeare. ... Die Mainzer Anglistikprofessorin Hildegard Hammerschmidt-Hummel beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Autor. Frau Hammerschmidt-Hummel kann man denn Shakespeare überhaupt noch neu auf die Bühne bringen? Ist da nicht alles gesagt?

HHH: Es ist mit Sicherheit nicht alles gesagt, und man kann ihn auch immer wieder neu auf die Bühne bringen. Damit sind nicht nur die technischen Dinge gemeint, vor allen Dingen, daß jetzt neue Erkenntnisse über Shakespeare vorliegen, sowohl über seinen Person, als auch über sein Werk und die Geschichte und die Zeit, in der er geschrieben hat. Und das ganze muß man aufeinander beziehen. Und nur wenn das tut, bekommt man ein umfassendes Bild von Shakespeare.

MCW: Wo steht die Anglistik in Bezug auf die Literatur Shakespeares? Ist das literarische Werk schon hinreichend erforscht?

HHH: Also das literarische Werk ist mit Sicherheit noch nicht hinreichend erforscht. Es gibt da jetzt ganz neue Erkenntnisse, vor allen Dingen, was die Religion des Dichters betrifft, die sich inzwischen, wie ich in meiner [Shakespeare-]Biographie nachweisen konnte, als der eigentliche Schlüssel zum Werk erwiesen hat. Shakespeare war heimlicher Katholik. Er konnte sich sozusagen nicht outen, nimmt aber in seinem dramatischen Werk - und auch das ist immer verkannt worden - Stellung ... zu den bedeutendsten Ereignissen seiner Zeit. Er macht das etwas kaschiert. Aber wenn man den entsprechenden Schlüssel besitzt, kann man die Dinge heute dekodieren.

MCW: Können Sie da mal ein Beispiel nennen?

HHH: Beispielsweise Heinrich VIII, wo Shakespeare Stellung nimmt im Prolog zu den Ungeheuerlichkeiten der englischen Geschichte, die noch immer unfaßlich seien, und daß das, was nun auf der Bühne gezeigt werde, wahrlich keinen Anlaß zur Freude biete. Denn nun würden Wahrheiten ausgesprochen, ... die noch immer unglaublich ... schienen. Denn nicht mehr Lachen sei angesagt, sondern nur noch Leid, Mitleid und Tränen. Wenn man ... die Religionsgeschichte der Zeit hinzunimmt, dann ergibt das ganze Sinn.

MCW: Sie haben nicht nur die Literatur des Schriftstellers erforscht, sondern auch die Person. Im Februar ist Ihr Buch Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares hierzulande erschienen und nächste Woche wird es in Großbritannien auf den Markt kommen, Sie haben, Frau Hammerschmidt-Hummel, dort die Echtheit zweier zuvor als Fälschungen eingestuften Porträts bewiesen. Wie konnten Sie das tun?

HHH: Ich habe in meinen rund zehnjährigen Forschungen in Zusammenarbeit mit zahlreichen Experten verschiedenster Disziplinen nachweisen können, daß wir in Wirklichkeit vier authentische Wiedergaben Shakespeares besitzen. Das sind zwei Porträts, das Chandos- und das Flower-Porträt, dann die Darmstädter Shakespeare-Totenmaske - und zuletzt wurde ... ein wunderbares Meisterwerk auch als echte Shakespeare-Wiedergabe nachgewiesen, nämlich die sogenannte Davenant-Büste. Und für alle diese Bildnisse - das haben meine Forschungen ergeben, auf der Grundlage natürlich von Bildvergleichen, die das BKA im wesentlichen durchgeführt hat, zuletzt wurde auch Laserscanning eingesetzt - für alle diese Bildnisse muß Shakespeare persönlich Modell gesessen haben. Eine Grundvoraussetzung für alle diese Forschungen und Untersuchungen war, daß die Künstler der Renaissance ihre Modelle absolut im Detail getreu und naturgetreu wiedergegeben haben - und mit allen Krankheitsmerkmalen, die im Gesicht sichtbar waren, der Lebenden oder auch der Toten ...

MCW: Ihre Forschungen zum Äußeren von Shakespeare sind ja nicht unumstritten, weil immer noch die Thesen in der Luft schwirren, Shakespeare sei vielleicht ein Kollektiv gewesen oder der Deckname eines anderen Schriftstellers. Wie können Sie sich da also so sicher sein?

HHH: Also das sind Thesen, die ... völlig unhaltbar [sind]. Das hat die orthodoxe Shakespeare-Forschung immer schon so gesehen. Vor allen Dingen auf der Grundlage der authentischen Quellen, die überliefert worden sind, besteht überhaupt kein Zweifel an der Person William Shakespeares. Wir wissen jetzt, warum Shakespeare sich relativ bedeckt halten mußte. Weil er eben Angehöriger der verbotenen katholischen Religion war und weil er zum Beispiel die [heimliche] Anlaufstelle für flüchtige katholische Priester in London gekauft hat. Alles das sind jetzt ganz neue Forschungsaspekte und neue Belege, die noch einmal die Person und die Autorschaft William Shakespeares unterstreichen, so daß wir da überhaupt nicht die geringsten Zweifel haben können.

MCW: Professor Hildegard Hammerschmidt-Hummel von der Anglistik der Universität Mainz. Ihr Buch, Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares. Die Totenmaske des Dichters und Bildnisse aus drei Lebensabschnitten, ist im Verlag Olms erschienen und kostet 48 Euro ...

 

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